Leseprobe 2086

Liebe Leser, bei dem nachfolgenden Text handelt es sich um ein Gedankenspiel, in dem ich wiedergebe was ich vermute, wie sich unsere Zukunft entwickeln könnte. Dieses Gedankenspiel hat keine wissenschaftliche Grundlage.

 

Die Altenpflege ist ein Thema, das immer einhergeht mit der Frage was passiert mit den Menschen, wenn sie alt werden und der Punkt kommt, an dem sie nicht mehr alleine für sich sorgen können, oder Pflege benötigen. Dieses Thema war immer ein Gebiet, an das nicht gern gedachte wurde. Kaum ein Mensch ist glücklich darüber alt zu werden, sofern die Kindheit hinter einem liegt. Das Alter hat immer einen festen Begleiter und das ist die Angst vor dem Tod. Zu diesen Sorgen gesellen sich andere Ängste. „Wer kümmert sich um mich, wenn ich alt bin.“ „Was passiert, wenn ich die Pflege von anderen brauche?“ Diese Fragen wurden immer mehr zu einer Frage der gesamten Gesellschaft. Die Gesellschaft veränderte sich mit einem Tempo und einer Weise, die zuvor nicht da war. Es wurden Jahr um Jahr weniger Kinder geboren und die Renten, einst gesichert durch den Generationenvertrag schwanden dahin. Das Alter wurde zunehmend anders gesehen. War es früher so, dass die Menschen Pläne machten unter dem Titel „was mache ich alles, wenn ich alt bin, gehe ich auf Reisen?“ „Ziehe ich in ein anders Land, erfülle ich mir dann meinen Lebenstraum?“ Die sinkenden Renten zerstörten diesen Gedanken. Denn Menschen der 2000er Jahre wurde klar, dass es die Gegenwart war, auf die es ankam.

Diese sich wandelnde Welt bekam die Pflege zunehmend zu spüren. Die Zahl derer, die sich in ihrem Berufsleben um andere Menschen kümmern wollten nahm deutlich ab. Es gab nicht eine Hand voll Gründe, es gab tausende. Die neuen Generationen, die uns nachfolgten, hatten nicht mehr den Wunsch sich für die alten Menschen wortwörtlich aufzuopfern. Denn genau das war es, was die Politiker und die Gesellschaft von der Jugend erwarteten. Es musste sich etwas ändern.

2020 Die Änderungen in der Pflege kamen langsam. Die Ausbildung änderte sich und der Beruf des Altenpflegers verschwand still und heimlich aus unserer Welt. Ihm folgte eine neue Pflegeausbildung mit einer Mischung aus Kranken-, Kinder- und Altenpflege. Zur gleichen Zeit ging der damalige Gesundheitsminister dazu über, den Mangel an Pflegekräften, mit Personal aus dem Ausland auszugleichen. Beides hatte längst nicht den Erfolg, den man sich erhoffte. Diejenigen, die die neue Ausbildungsform hinter sich brachten, gingen vermehrt ins Ausland. Sie lockten mehr Geld und eine weitaus größere Wertschätzung ihrer Arbeit. Die Pflegekräfte, die Deutschland aus dem Ausland rekrutieren wollten, fanden ihre Heimat vermehrt in anderen Ländern. Das stark überalterte Japan änderte seine Gesetze und eine Staatsbürgerschaft rückte für Leute aus der Pflege in greifbare Nähe. In Süddeutschland lockte die Schweiz mit ähnlichen Angeboten.

2025 Die neuen Möglichkeiten wandelten das Bild der Pflege in Deutschland, das aber nur einen Moment lang. Denn die Zahl neuer Auszubildenden nahm deutlich zu. Aber es zeichnete sich schon während der ersten drei harten Jahre ab, dass Viele in das weit entfernte Inselreich oder in das bergige Nachbarland auswandern wollten. Die Nachfrage nach kompetenter Pflege stieg weltweit stetig an. Die Kranken- und Pflegekassen fanden einen Ausweg. Das nahe Ausland war der Ort, an dem die Pflegeindustrie aufblühte. In Polen, nahe der Grenze wurden etliche Pflegeheime gebaut, in dem die deutschen Kunden versorgt werden konnten. Dieses Geschäft blühte rasch auf und fand seine Investoren und die Wirtschaft schwächelte. Die alten Menschen waren der einzige nachwachsende „Rohstoff“, der als Investitions-quelle blieb, so sagte man zumindest. Das nahe Polen konnte rasch nicht mehr das leisten, was man ihm von deutscher Seite zumutete. Denn auch dort wurden die Pflegekräfte für die eigene Bevölkerung gebraucht und der hohe Ausbildungsstandard schwächelte auch dort.  Es blieb nichts anders übrig, als Heime in anderen Ländern für die deutschen Kunden zu bauen, denn dort war das Personal bezahlbar. Die Pflege sollte nämlich vor allem eines sein: Günstig. Die neuen Bauten wurden mit deutschen Steuergeldern finanziert. Zielorte waren Thailand, Afrika und Haiti, hier fand man arbeitswillige Leute. Diese neuen Einrichtungen hatten nicht immer den Standard, denn die neuen Heimbewohner erwarteten, es gab etliche Skandale aus den Heimen im Ausland. Menschen, die die tagelang ohne Versorgung blieben, gammliges Essen, Gewalt und vieles mehr. In Deutschland war das zur selben Zeit nicht anders.

2030 Es folgten neue Gesetze, die Pflegeheime erfüllen mussten wenn sie Deutsche Kunden wollten. Diese Gesetze wurden zumindest im ersten Jahrzehnt flächendeckend geprüft. Im selben Jahr kamen Gesetze, die den Menschen mehr Entscheidungsfreiheit gaben, was ihr zunehmend härteres Leben anbelangte. Das Tabu der Sterbehilfe wurde gebrochen. Menschen konnten nun ihr Leben beenden, wenn sie das wollten. Unheilbar Kranke oder Menschen, die keinen Sinn in ihrem Leben sahen wählten ihr Ende selbst. Viele Menschen im hohen Alter taten es ihnen gleich. Sie fürchteten den Heimeinzug so sehr, dass sie wortwörtlich lieber starben als in ein Heim abgeschoben zu werden. Die Einlagen oder Windeln wie es die Laien Pfleger sagten machten eine Wandlung durch. Quelle dieser Neuerung war die Firma Volkswagen, die ihre vergangen Verfehlungen damit ausgleichen wollten. Die neuen Produkte erfüllten zu Beginn denselben Zweck waren aber einfach zu reinigen und wieder zu verwenden. Die Technologie entwickelte sich stetig weiter es wurde möglich, Stuhlgang und Urin aufzunehmen. Katheter verschwanden zunehmend, die Arbeit der Pflegekräfte wurde so ein wenig einfacher und annehmbarer.

2035 In den Pflegeheimen tat sich vergleichbar wenig. Die Entwicklung war dort langsamer, die Computer hielten endgültig Einzug und die Dokumentation wurde vollständig digitalisiert. Es gab etliche Software Formen die den Pflegekräften die unliebsame Dokumentationsarbeit abnahmen. Das funktionierte, aber das Personal schwand trotz dieser Hilfe dahin. Die Arbeit wurde durch mechanische Hilfsmittel erleichtert, es gab Aufstehhilfen die ohne Zutun die Menschen mobilisieren konnten. Die Betten machten eine technische Entwicklung durch. Die Leute konnten gewogen werden, Blutzucker, Blutdruck und das Gewicht konnte stetig gemessen werden. Die Klingel verschwand, sie wurde von Armbändern ersetzt die sich nach den Vital-werten richteten. Die Menschen wurden überwacht und das automatisch. Wer stürzte oder nicht mehr stehen konnte, Atemnot hatte, wurde erfasst und bekam eiligst Hilfe. Diese Entwicklung entlastete das verbliebene Personal, führte aber zunehmend zur Vereinsamung der Bewohner, die nur noch zu den Mahlzeiten andere Menschen zu Gesicht bekamen. An die Stelle der Betreuung kamen Computer-Simulationen und kleine Maschinchen, die sich mit den Bewohner beschäftigen, es gab mechanische Tiere die echte simulierten, kleinen Robobetreuer die mit den Bewohnern Spiele spielten oder sich mit ihnen unterhielten. Den wenigen schwer Dementen und den Schlaganfall-Opfern wurden häufig VR Brillen aufgesetzt, die ihnen Simulationen zeigten, die ihnen helfen sollten oder sie zumindest beschäftigten.

2040 Die Medikamente wurden immer fortschrittlicher, Nanoelemente kamen hinzu, winzige Maschen folgten, Op`s konnten in die Einrichtung verlegt werden. Was früher komplexe Wundverbände waren, waren nun Armschienen, Beinschienen und aufgeklebte Platten. Die Wunden unter Schutz einer heilenden Flüssigkeit verbargen und es den Leuten trotz chronischer Wunden erlaubte, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Es gab so gut wie keine Amputationen mehr und wenn, waren die neuen Körperteile, mechanische Prothesen, oft besser als das alternde Orginal, zumindest dann, wenn das nötig Kleingeld vorhanden war. Organe wuchsen in Laboren oder in genetisch veränderten Schweinen für den kleinen Geldbeutel. Die Diabetiker erhielten einen derartig guten Ersatz, in Form eines Implantates, das ihren Lebenserwartungen mit denen ohne Diabetes gleich kam. Es gab medizinische Technologie im Überfluss, denn auch kleine Firmen konnten mit den großen mithalten. Leider hielt das Überangebot nicht lange an. Wer eine gute Idee hatte wurde rasch von den großen Unternehmen aufgekauft. Immer schneller verschmolzen die Medizinunternehmen und gewannen so an Macht und enormem politischen Einfluss.

2045 Die Zeit schritt schnell voran. Die Zahl der Pflegebedürftigen ging langsam zurück und die Krankheiten, die diesen Menschen so viel Leid brachten, folgten ihnen nach. Die Alzheimer Erkrankung war eine der ersten. Gentherapien die Flächendeckend bei Kindern angewandt wurden. Was in dieser Zeit nicht viel mehr als eine frühere Impfung war, rottete diese Krankheit nahezu aus. Die wenigen streng religiösen Menschen und die Impfgegner waren zu einer so kleiner Minderheit geworden das ihnen kaum einer mehr Beachtung schenkte. Die Religion war global auf dem Rückzug, die Medien, das Wissen der Menschheit war fast überall verfügbar und der Schrecken, den die Religionen über die Menschheit brachten wurde den Menschen zunehmend bewusst und stetig ins Gedächtnis getrieben. Allmählich besiegelte dies das Schicksal der mehrheitlich für archaisch gehaltenen Institutionen. Die Menschheit hatte aufgrund der globalen Entwicklung keine andere Wahl, als sich schnellstmöglich weiter zu entwickeln.

2050 Die menschenähnlichen Roboter, die einst als die Zukunft der Pflege gesehen wurden fanden nun, wenn auch selten, einen Platz im Altenheim. War man nicht bereit für einen alten Menschen täglich mehr als ein paar Euro für sein Essen zu bezahlen, oder die beste mögliche Wundversorgung zu schaffen, zahlte man keine viertel Millionen für eine menschenähnlichen Pflegeroboter.

Die Roboter stammten aus der Industrie, einige sogar vom Militär. Sie hatten wenig mit den knuffigen Spielrobotern gemein, die zu Beginn des Jahrtausends auf der Bildfläche auftauchten. Sie waren robust stark und wirkten alle samt sehr bedrohlich auf die alten Menschen. Roboter, die das Gleiche leisten konnten, die aber extra für die Pflege gebaut wurden hatte man nicht mal in Betracht gezogen. Die metallischen Helfer übernahmen all das, was ein Mensch an Hilfe benötigte. Ihr Betrieb war teuer und ihre Instandhaltung benötigte Spezialisten, die dafür sorgten, dass die Maschinen sie nicht verletzten oder sie allesamt töteten und ihrer ursprünglichen Programmierung folgten. Die Fachkräfte die sie warteten waren global gesehen hochbezahlte begehrte Fachkräfte. Sie fanden nur da Platz, wo das Geld in Strömen floss. Die Roboter blieben in den menschenähnlichen Version die Ausnahme. Die Pflegebetten machten in den letzten Jahrzehnten einen Wandel durch. War es mit diesen bis dato möglich, die Menschen zu wiegen oder hin und her zu bewegen und ihre Vitalwerte zu überwachen kamen neue Technologien hinzu. Vorlage hierzu waren nicht wir Menschen, sondern die Natur. Ein Mensch war nicht dafür geschaffen, einen anderen Menschen zu bewegen, diese Einsicht wurde schon früh klar, doch was konnte man tun? Die Ideen kamen aus der Bionik aber nicht der Mensch, sondern die Tierwelt waren Vorlagen. Der Gecko, oder besser die winzigen Härchen an seinen Füßen kombiniert mit der Kraft und der Beweglichkeit eines Krakenarmes, schufen ein hervorragendes Instrument, die Menschen zu bewegen. Ein großer Arm legte sich um den Patienten. Die Geckofußbehaarung heftete sich an die Haut und nutzte dabei die Fanderwalls Kräfte. Aufgrund der großen Fläche dieses Armes konnten die Patienten schmerzfrei gedreht werden. Der Pflegekraft fiel es leicht, den Patienten zu waschen. Es brauchte aber nicht lange bis auch die Arbeit einer Ganzwaschung von einem solchem Pflegebett übernommen werden konnte.

2055 die Konzerne verschmolzen weiter. Die niederen politischen Ämter gingen vermehrt an Computer KI`s. Das Klima wurde extremer und die Versorgung alter kranker Menschen verlor mehr und mehr an Priorität für die Gesellschaft. Wer es sich leisten konnte lebte lang, diejenigen die kein Geld hatten bekamen nur das Nötigste. Die Krankenkassen gab es nicht mehr. Es gab die eine große Staatskasse und die Privaten Kassen und dazwischen lagen Welten. Die Schere zwischen arm und reich war so breit geworden, dass man gefühlt Planeten damit verbinden konnte.

Der Rollstuhl entwickelte sich derweil stetig weiter, immer neue Technologien wurden verbaut und dann wieder verworfen. Die Geräte wurden immer klimaschonend elektrisch betrieben, aber die Räder verschwanden. An ihre Stelle traten Kugeln, die sich verformen konnten und so mühelos Treppen und in der Sport Versionen sogar Berge hinauf fahren konnten. Die Modelle boten mit jeder neuen Generation immer mehr Komfort und wurden zunehmend autonom. Die Leute konnten ohne Probleme dahin gelangen, wo die mit Beinen auch hinkonnten.

2060 Es regte sich Widerstand, gegen die großen Konzerne, die kleinen Firmen gab es kaum noch und wenn fand man sie im Ausland. Es waren einzelne Personen, die zu kleinen Kollektiven zusammen wuchsen und die Menschen halfen einander gegenseitig. Hacker stahlen medizinische Technologien der Spitzenklasse und machten sie unter der Hand für kleines Geld verfügbar. Die Heime traf die Industrie ebenso. Große Ketten verschmolzen und schufen ihre eigenen Fabriken. Es gab, die Firmen, die Essen und antibakterielle Kleidung lieferten, andere die Brillen oder Getränke herstellten. Die Heimketten waren so groß, das sie global agierten. Die Menschen die in ihnen lebten, hatten alle dasselbe zur Verfügung. Die Gebäude waren gleich, die Zimmer, selbst die Möbel waren gleich und allesamt spottbillig. Das, was es gab, war gut in angemessener Qualität aber, wenn man an Weihnachten durch die Menge schritt und alle die gleichen Brillen trugen und alle denselben Farbton in ähnlichen oder identischen Schnitten trugen, begriff man, was sich in den letzten Jahrzehnten getan hatte. Die Menschen der unteren Schichten waren im Alter alle gleich geworden.

Das gleiche Bild gab es nicht überall. Die Reichen, die obersten Zehntausend hatten ihr eigenes Leben, sie reisten nicht alle an dieselben Orte wie die Unterschicht, sei es digital oder real. Für sie gab es ganz eigene Welten, Refugien der Natur oder digitale Welten von den größten Künstlern geschaffen. Die Obersten der Gesellschaft konnten sich aussuchen, wo sie ihr Lebensabend verbrachten. Einige hatten ein solches Vermögen angehäuft, das sie ihre letzten Stunden mit einem Flug in den Weltraum verbringen konnten. Das Letzte was sie sahen war der Planet Erde, der hinter ihnen zurückblieb. Die Raumfähre reiste weiter und steuerte weit entfernte Planeten an. alles war mehr Trug als echte Raumfahrt. Die Schiffe erreichten ihr Ziel erst in tausenden von Jahren. Die Obersten lebten in Villen, die von speziellen Service KI`s geführt wurden und die, die keinen eigenen Hausarzt hatten, besaßen zumindest eine spezielle Kammer in denen Roboter selbst komplexe Operationen und Transplantationen durchführen konnten. Die Natur war in dieser Zeit der schlimmste Feind der Menschheit geworden. Ein Feind den man nicht schlagen konnten, unter dem man sich lediglich beugen konnte. Der Regierung blieb keine Wahl, als sich der sich wandelnden Gesellschaft anzupassen. Es gab nicht genug Arbeit und die zunehmende Roboterisierung trug ihr Übriges zum Jobverlust bei. Viele Arbeitsplätze verschwanden und die neuen, die kamen, waren in hoch anspruchsvollen Fachgebieten, die nicht jedem lagen. Die Zukunft brauchte Fachkräfte, hoch spezialisierte Experten, nicht mehr nur Arbeitskräfte. Mit dieser Veränderung kam das längst überfällige bedingungslose Grundeinkommen. Die Menschen bekamen von den längst zusammengefassten Krankenkassen einen festen Betrag für jeden Bürger. Die privaten Versicherungen passten sich derweil den verschiedenen Berufsgruppen an und blieben für diejenigen, die den zusätzlichen Bedarf brauchten oder ihn sich leisten konnten.

2065 Die Natur eroberte sich das Meer und mehr und mehr Land zurück und die Menschen flohen ins Inland. Deutschland konnte sich durch harte Arbeit und ein verändertes Bildungssystem seinen Wohlstand bewahren. Es gelang uns, neuen Wohnraum zu schaffen mit gigantischen Bauwerken, Kilometer hoch. Sie boten der Bevölkerung einer Stadt Platz.

Eines dieses Gebäude wurde weiß gestrichen und wurde nur für kranke und alte Menschen gebraucht. Es war ein Zentrum der Heilung für jeden, der das Beste bot, was Deutschland leisten konnte Ihm folgten Weitere dieser monumentalen Bauten. Insgesamt gab es aber nur eine Handvoll dieser Megakrankenhäuser in ganz Deutschland. Hier wurde das Essen produziert die Kleidung und alles Nötige. Es gab eine hauseigene große KI, die den Menschen duzende virtuelle Welten bot, in denen sie praktisch fast alles tun konnten, egal wie schlecht es ihnen ging. Sie konnten Ski fahren, Schwimmen auf Dinosauriern reiten und das, selbst wenn sie vollständig gelähmt waren. Organe, Knochen und Blut wurden in den Häusern gezüchtet und unter einem Team von Menschen und Roboter-Chirurgen verpflanzt. Die Kinder, die man in diesen Häusern zur Welt brachte waren genetisch verändert, resistent gegen all die medizinischen Schrecken der Vergangenheit. Alzheimer, Krebs, Organversagen all diese Schrecken schwanden dahin, bis sie nur noch Geschichte waren. Die neue Generation war stärker, schneller und klüger als alle zuvor. Ihre Augen strahlten in allen Regenbogenfarben, das Haar ebenso.

Was in der Mitte der Zweitausender begann, zog sich fort. Menschen, die aufgrund von Krankheit, Verletzungen oder hohem Alter nicht mehr richtig laufen konnten, erhielten Unterstützung in Form von Exoskletten, Beinmanschetten die halfen die Beine mit zu bewegen und sich dabei perfekt an den Träger anzupassen. Diese neuen Technologien entwickelten sich stetig weiter und wurden moderner und dabei auch deutlich kompakter und am wichtigsten, billiger. Rollstühle verschwanden zunehmend, denn die Leute wollten, wenn irgend möglich selber gehen.

2070 Die Schere die arm und reich teilten tat das, was sie in den Jahrtausenden zuvor getan hat. Sie klappte zusammen. Es gab globale Revolten, einige angeführt von jungen Visionären andere von den Resten der Religionen. Sie einte der Hass auf die Konzerne. Was konnten sie dieser Macht auch entgegensetzten. Roboter die zuvor Millionen kosteten wurden immer billiger. Bald schon konnten sie sich die großen Krankenhäuser leisten und es wurden so viele, dass jeder Patient zumindest einen bekam, wenn nicht mehrere. Die Industrie wollte durch solche Geschenke die Revolten bekämpfen, indem sie den Menschen zeigten was sie Gutes tun konnten. Die Roboter waren wie persönliche Freunde, die derart schnell die Sympathie der Patienten gewannen, dass es fast schon gruslig war. Sie spielten mit den Kindern, trugen alte Omas nach draußen, um ihnen die großen Parks zu zeigen. Sie tanzten und sagen und am Ende wurden sie zur Familie.

2075 Die Geschenke zeigten den Menschen nur, was man ihnen so lange vorenthalten hatte. Das hatte zur Folge, was die Konzerne so lange fürchteten. Die eigenen Leute wurden abtrünnig und das in Massen. Es brachte viel Negatives mit sich. Denn mit dieser Abwanderung an Personal kam die Angst auf beiden Seiten. Es war die Angst um die Frage „Waren die Roboter, die in Haushalten und Krankenhäusern dienten eine Gefahr, konnten die Überläufer sie hacken und dadurch die Konzerne steuern?“. Falls sie das je darstellten, wurde die Bedrohung im Keim erstickt und rasch völlig ausgeschlossen. Die Roboter wurden an die Haus KIs gebunden und diese verließen das Netzwerk.

Das Web stagnierte und ein Wandel trat ein. Die Menschen rückten wieder zusammen. Die neue Generation traf vermehrt die Alte. Was vor Jahren noch ein einheitlicher Brei war, wandelte sich in eine farbenprächtige, vielgestaltige Buntheit, wie sie nie zuvor da war. Es gab eine Neue Welt? Eine? Mehrere! Mond, Mars und vor allem Titan und Europa hatten ihre eigenen Kolonien. Sie lösten sich von Konzern und Regierung und wurden autark. Die ersten Sonden flogen in die Richtung neuer Welten, weitab unseres Sonnensystems. Arbeit gab es deutlich weniger und die Menschen fanden sie immer dann am einfachsten, wenn sie anderen Menschen helfen wollten. Die Macht der Konzerne nahm Tag um Tag ab. Es war, wie immer in der Geschichte, sobald die Gesellschaft sich zu teilen begann und die Schere dazwischen stetig weiter aufging, passierte es. Es kam zu einer Revolte im Kleinen wie im Großen. Die untere Schicht war immer die zahlreichere und sie siegte immer. Es war so in der Antike bei den Ägyptern, im alten Rom, in Frankreich.

2080 Die Regierung übernahm die Kontrolle über das Militär sowie alle militärischen Fabriken. Sie tat das auf Wunsch des Volkes. Die Konzerne leisteten keinen Widerstand mehr. Stück für Stück wurden sie entmachtet. Was an ihre Stelle trat war ein neues Miteinander. Die hohen Technologien waren für jeden verfügbar. Geld war völlig bedeutungslos geworden. Macht hatten die Menschen nur alle gemeinsam.

Die Pflege wurde individuell zur reinen Bezugs-pflege, jeder hatte seinen Helfer, wenn er ihn wollte. Die Zimmer, die Betten, die Kleidung die man trug, alles das war so, wie man es haben wollte. Selbst das Ende wurde so, wie man es sich wünschte. Man sah Bilder, Videos hörte Musik, die man wollte und entschlief friedlich. Die Zahl derer, die einen Suizid begangen sank fast auf Null. Es gab nicht nur Maschinen, die einem halfen sondern auch nach Jahrzehnten endlich wieder Menschen, die das gerne taten. Dem Klimawandel antworteten die Menschen geschlossen mit umweltfreundlicher Technologie. Die Zahl der Menschen nahm ab. Die Einkind-Politik oder besser das Verständnis dafür kam auf. Die Menschen versuchten, das was sie einst zerstört hatten wieder heil zu machen. Die Wälder begannen zu wachsen und die Atmosphäre verlor das CO2 durch die gleiche Technologie - etwas abgewandelt - die man für die neuen Planeten verwendete.

2085 Die Altenpflege war ein Teil des globalen Gesundheitssystems geworden und jeder Mensch auf der Welt bekam sie, wenn er sie benötigte. Die Lebenserwartung war um ein Vielfaches gestiegen und 120, sogar 130 Jahre Lebensalter waren keine Seltenheit mehr. Neue Generationen wuchsen rasch heran und ihre Lebenserwartung wurde auf das Doppelte geschätzt. Die Technologie hielt überall auf der Welt Einzug.

Niemand arbeitete mehr, weil er es musste, um seine Familie und sich selbst durchzudringen. Die Arbeit war nunmehr Leidenschaft, das Streben nach etwas Größerem, nach Wissen und einer noch besseren Zukunft. Dazu zählte auch der Wunsch, anderen zu helfen. Viele Menschen, deren Bestreben weder in der Wissenschaft noch in der Kunst lagen, wählten einen solchen Weg für sich. Die Arbeit wurde hoch geschätzt und das nicht nur von denen, der sie zugute kamen.

 

2086 Die großen Gebäude von einst verloren zunehmend an Reitz. Die Menschheit war auf eine Population geschrumpft, die der Planet gut vertragen konnte. Die vergangen Jahre hatten viele Opfer, von der Menschheit gefordert, Kontinente hatten ihr Bild verändert. die Arktis war Eisfrei und die Wüsten, wenn auch wieder auf dem Rückzug, waren seit den 2000ern auf das Vielfache gewachsen. Milliarden starben. Doch diese Opfer waren nicht vergessen, man lernte aus den Fehlern. Die Menschheit war näher zusammen gerückt, Klassen gab es nicht mehr. Die Zukunft lag nicht länger allein in unserem Sonnensystem.