Der Krieg der Elemente Erwachen

Kapitel 1

Ein neuer Tag brach an, sandte sein rotes Feuer über den Ebenen Bley Azuls. Das blutige Licht war die Heimat des Omiycrom-Reiches, keine Sonne schuf sein mystisches Leuchten, sondern der endlose Himmel selbst. Eine Gruppe Reiter und eine schwer gepanzerte Kutsche überquerten eine schmale Straße. Zu beiden Seiten ragte der dichte Regenwald auf, es war ein alter Wald voller wilder Geschöpfe und zahllosen Gefahren.

Die Kutsche war gut bewacht, ihre Wachen bestanden aus zwei Gruppen unterschiedlicher Krieger, sie waren Verbündete. Die Mitglieder der Truppe als ein Teil einer Allianz, die vor Ewigkeiten geschaffen wurde. Einer Allianz die von einer mächtigen Frau gegründet wurde, einer wiedergeborenen Göttin, die alle nur als Payldra kannten.

Es waren einige Krieger der Raptora und ihre mächtigen Reittiere, hinzu kam eine große Einheit von Omiycrom-Reitern. Die beiden Rassen waren absolut verschieden, was Bewaffnung und Fähigkeiten angeht, aus diesem Grund führten sie diese Mission gemeinsam aus. Angeführt wurde der Konvoi von einer sehr mächtigen und erfahrenen Omiycrom der ersten Generation, sie hieß Ocara. Sie war die Einzige, die genau wusste, was für ein Schatz in der Kutsche saß, sie war persönlich vom Rat der Omiycrom-Ältesten entsannt worden, um Prinzessin Omiynes zu eskortieren. Nur ihr konnte man diesen Auftrag anvertrauen. Ocara war auch die Einzige, deren Autorität selbst die Raptora akzeptierten, obwohl  Sie eines der drei großen Völker waren, ein Element, und die Omiycrom nur ein sehr schwer zu tötende junge Alliierte der noch übrigen Mitglieder der einst so mächtigen Payldra Allianz. Ocara beobachtete ihre Krieger, ihre Gedanken waren dabei gänzlich auf die vor ihr liegende Mission gerichtet. Sie ritt auf einem jungen Harima, das mit leichten Platten und Leder gepanzert war, hinter ihrem Rücken ragte ihr Knochenschwert auf. Ihr langes rotes Haar war mit schwarzen Strähnen durchzogen, es betonte ihre schlanke Figur. Ihre enge Lederkleidung war in denselben Farben gehalten wie ihr Haar, sie bildete einen schönen Kontrast zu ihrer milchig weißen Haut. 

Ocara hatte ein ungutes Gefühl, sie sah nach oben und suchte den Himmel ab. Sie konnte nichts entdecken, es war zu bewölkt. Der Himmel ist völlig bewölkt, das ist nicht gut für meinen Auftrag, es wird so noch gefährlicher.

Wir könnten ohne Vorwarnung aus der Luft angegriffen werden. Einem Angriff aus der Luft haben die Raptora kaum etwas entgegen zu setzten, und wir Omiycrom schon gar nicht.

Es gibt sowieso nur wenige Völker die verrückt genug wären uns überhaut anzugreifen.

Um ihren beunruhigenden Gedanken entgegen zu wirken sah sie zu den Raptora Kriegern, die sie begleiteten. Die Raubsaurier, auf denen sie ritten, waren gewaltig, sie waren fast völlig mit metallenen Panzerplatten bedeckt, an den Flanken trugen sie schwere Geschützte. Ocara ritt an ihren Kriegern vorbei, nach vorne an die Spitze, einige ihrer Gefährten sahen fragend zu ihr herüber, aber sie schenkte ihnen keine Beachtung.

Ich habe ein ungutes Gefühlbei bei diesem Auftrag, ich hoffe meine Gefühle täuschen mich, aber das ist noch nie der Fall gewesen, zumindest soweit ich zurück denken kann. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich froh, dass die Raptora bei uns sind, auch wenn sie eine furchtbar arrogante Rasse sind. Wir können es noch lange nicht mit ihnen aufnehmen, aber vielleicht werden wir eines fernen Tages das vierte Element.

Die Zeit war wie im Flug vergangen, es war Nachmittag geworden. Ocara hatte erneut ein ungutes Gefühl dieses mal viel stärker, sie sah erneut hinauf zum Himmel, sie verbrachte einen großen Teil von Ihrer Konzentrationskraft um ihre Sehkraft zu verbessern, sie so zu verändern das sie durch die dichtesten Wolken sehen konnte. Sie war dankbar dafür eine Omiycrom zu sein, kein anderes Volk konnte mit den perfekt sehenden Augen der Omiycrom mithalten. Aber die Augen die nahezu alles sehen konnten hatten auch einen Nachteil, je besser sie arbeiteten desto mehr der Konzentrationskraft ihres Nutzers verbrauchten sie. Das was sie dort oben entdeckte übertraf bei weitem alles was sie befürchtet hatte. Ihre Instinkte hatten sie nicht im Stich gelassen. Ein kurzer Blick mit voller Konzentration genügte um Gewissheit zu haben, sie kehrte zum Konvoi zurück. Sie ritt den andern Kriegern so schnell wie möglich entgegen. Ocara konnte die aufkeimende Angst in ihren Gesichtern sehen, auch ihr ging es da nicht anders.

„Was ist los Meisterin Ocara, haben sie etwas entdeckt“!                                                                          

„Wir werden angegriffen, Stey Drag´s sie wollen die Kutsche“!

Die Omiycrom Krieger bekamen Panik, sie riefen wild durcheinander, Ocara hatte Mühe die Rufe richtig zu zuordnen. „Sind sie sicher, dass sie die Kutsche wollen“?

„Nein bin ich nicht, aber es wäre so herrlich unpassend!“                 

„Wir haben gegen Drachen keine Chance, die verbrennen uns zu nichts als Asche!“

„Was sollen wir jetzt machen, großer Phönix Meisterin Ocara“!

Die Frage kam von einem der Raptora Krieger.

Der Raptora musste sich weit von seinem Reittier herunter beugen damit er Ocara sehen konnte. Sie sah ihm tief in die Augen, sie erkannte wie bei ihm Zweifel und Angst wichen, und sich dann in bittere Erkenntnis verwandelten. Ocara schenkte ihm keine weitere Beachtung mehr, sie ritt zur Kutsche und nahm ihre Position vor dem Wagen ein. Wie auf ein Zeichen fuhren die Raptora ihre Geschütze hoch, dann begannen sie mit ihren Visieren den Himmel abzusuchen.

Die Omiycrom trafen ihre eigenen Vorbereitungen, sie machten ihre Körper kampfbereit. Ihr Herzschlag setzte aus, kleine dornenartige Klingen bohrten sich durch die Haut, die Augen färbten sich blau und die eine Iris spaltet sich auf in mehrere. Die Nägel und Zähne wurden länger, jeder der Omiycrom spürte ein knacken im Mund als das Kiefergelenk sich verschob.

Ocara zog, ihr von ihren Feinden gefürchtetes Berserker Schwert, sie wünschte sich eine Waffe mit der sie mehr gegen Drachen ausrichten konnte, aber sie würde niemals kampflos aufgegeben. Ein anderer Omiycrom schickte einen Signalboten los, es war ein kleiner mechanischer Vogel, der mit Magie betrieben wurde. Der Hilferuf sollte die einzigen Krieger der Omiycrom holen die ihnen jetzt noch helfen konnten, die Blut Hara Reiter, aber alle waren jetzt schon sicher, sie würden niemals rechtzeitig eintreffen, Bley Azul war dafür viel zu groß.

Ocara blickte nach oben, noch war nicht klar das die Drachen sie suchten. Doch dies änderte sich schnell, sie sah die ersten Drachen, alle kamen gefährlich nahe auf ihre Position zu. Durch die Veränderung ihrer Augen konnte sie nun die goldene Lebensenergie in den Körpern der weisen Stey Drag´s sehen.  Die Drachen wurden dadurch als goldene Schemen am Himmel weithin sichtbar und sie kamen näher. Ocara hatte Angst sie wusste wie schlecht ihre Chance gegen die größten und tödlichsten aller Drachen, die Stey Drag´s standen, aber noch hatte sie den kleinen Hauch einer Hoffnung, dass sie nach etwas anderem suchten. Diese Hoffnung starb, als der erste Stey Drag direkt über ihr durch die Wolken brach. Ohne einen Moment zu zögern eröffneten die Raptora das Feuer, leuchtende Geschosse, größer als Ocaras ganzer Körper rasten durch die Luft. Die Raptora und Drachen waren Todfeinde, sie hatten vor etlichen Jahren einen beispiellosen Krieg geführt. Die Raptora fletschten die Zähne, während sie feuerten. Einige Geschosse trafen, die kleineren Drachen an der Spitze und schickten sie zu Boden. Ocara konnten die verbleibenden Stey Drag´s als goldene Schemen über den Konvoi kreisen sehen, sie blieben noch immer in den Wolken verborgen. Die Raptora folgten dem Blick der Omiycrom und begannen ohne auf einen Befehl zu warten, in den Himmel zu feuern. Explosionen Liesen die Wolken hell aufleuchten, ihr Angriff kam zu spät.

Die ersten großen Drachen brachen durch die Wolkendecke, sie hatten den Kampf schon so gut wie verloren. Doch eines wusste Ocara ganz sicher über das große Volk der Raptora, sie gaben niemals auf. Die Geschütze feuerten, weitere Stey Drag´s stürzten in die Tiefe. Nun waren die Omiycrom dran, ihren Teil zum Kampf beizutragen. Ocara war die erste, sie suchte sich den nächstliegenden gefallenen Drachen, was mit ihrem Augen keine Schwierigkeit war. Er lag auf dem Rücken in einer Sänke im Boden, seine zwei Flügelpaare waren zerfetzt, er würde so schnell nicht mehr den Himmel stürmen können, doch noch immer war er ein riesiges Tier um das hundertfache größer als Ocaras Harima.

Sie näherte sich vorsichtig, doch dann bekam sie ein Problem. Ihr Harima weigerte sich, dem gefallenen Drachen noch näher zu kommen. Ocara stieg ab, sie war eine der mächtigsten Omiycrom doch auch ihre Knie wurden weicher, als sie sich dem riesigem weißem Drachen näherte. Das Tier wirke wie tot doch ihre Augen verrieten ihr, dass seine Lebensenergie noch da war, er lebte also noch. Sie kam immer näher, hob ihre Waffe, sie war bereit seinen gewaltigen Körper mit ihrem eigenem Schwert in Stücke zu haken. Der Drache öffnete ein Auge und sah sie an, ihr Körper erstarrte. Die Sinne eines Stey Drag ließen sich so nicht täuschen. Ein weißes Lied verschloss das Auge des Drachen, mit einem schneidenden Geräusch. Schwerfällig stemmte sich der Drache empor und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf die erstarrte Ocara. Sie wusste was gleich folgen würde, es gab nur eine Fähigkeit mit der sie einen Drachen im Kampf Angesicht zu Angesicht töten konnte ohne die Gefahr von seinen mächtigen Flammen vernichtete zu werden. Sie brauchte das Omene Mi Kay der Omiycrom und der verschwundenen Bley Drag gleichermaßen, das Feuer das Sterne vernichtet Omeriaa. Sie beobachtete wie der Drache Atem holte und schenkte alle Konzentration ihren magischen Künsten. Jeweils eine Flamme begann über ihr und unter ihr zu tanzen, die eine rot wie Blut, die andere schwarz wie der Tod, und diese Kräfte verkörperten die Flamme der Omiycrom, Omeriaa genannt, Leben und Tod verschmolzen zu einer neuen Kraft. Bei Omeriaa waren die Flammen getrennt, dadurch war ihre volle Macht erhalten geblieben, sonst wäre nahezu alles für die Verschmelzung verbraucht worden. Aber es gab auch einen Nachteil, den die Omiycrom in einen Vorteil verwandelt hatten, die Flammen bekämpften sich erbittert.

Ocaras Omeriaa Flammen wuchsen, im selben Augenblick schickte der Drache eine Flamme so hell wie tausend Sterne. Sie musste die Augen schließen, sie sah durch ihre geschlossenen Lieder wie der Strahl aus Licht auf sie zu schoss. Wenige Meter von ihr entfernt traf die Flamme ein unsichtbares Hindernis und wurde davon verschlungen. Ocara war erleichtert, ihr Omeriaa funktionierte wie erhofft. Der Drache konnte sein Feuerstrahl nicht lange aufrecht halten, er war ein Männchen. Ein weiblicher Stey Drag dieser Größe hätte den halben Tag Feuer speien können. Ocara wartete ab, dann legte sie noch mehr Kraft in Omeriaa so dass ihre Flammen auf den Drachen zu schossen. Der riesige weiße Drache zeigte sich unbeeindruckt, als Kind des Feuers würde ihm die Flammen nichts anhaben können.

Doch er täuschte sich, die Flammen rissen seinen Körper auf, sein siedendes Blut spritzte und erstarrte dann zu Kristall. Ocara lies die Flammen wieder und wieder auf ihn nieder fahren, Omeriaa riss ihm unzählige tiefe Wunden ins Fleisch, der mächtige Drache klappte völlig ausgekühlt zusammen, sein Kampf war zu Ende. Ocara sank auf die Knie, sie war erschöpft, diese mächtige Kunst hatte sie viel Kraft gekostet, sie warf noch einen letzten Blick auf den sterbenden weißen Stey Drag.

Diesem feuerspeienden Geschöpf ist wohl nicht klar was Omeriaa ist. Zwei Flammen Leben und Tod die sich bekämpfen, dort wo sie aufeinander treffen erzeugen sie einen Schnitt zwischen den Welten der alles verschlingen konnte, und auch die Haut eines weisen Stey Drag zerfetzten kann.

Ocara lief zurück zu ihrem Harima noch viele von solchen Kämpfen würde sie nicht durchstehen können. Die andern Omiycrom waren weniger erfolgreich im Kampf gegen die angreifenden weißen Drachen, Ocara wusste wieso, ihnen fehlten einfach die nötigen Waffen. Die Raptora hingegen holten einige Feinde vom Himmel. Sie benutzten ihre Augen um die Lebensenergien zu überprüfen. Die Drachen die sie bis jetzt angegriffen hatten, waren noch jung und unerfahren sie hatten weder Begleiter, noch waren sie Dragofay. Ocara spürte eine starke Kraft über sich, sie sah auf. Von unten konnte sie die Silhouetten von großen weißen Drachen in Rüstungen sehen. Ihr wurde Eiskalt jetzt wusste sie was sie noch erwartete.                                                       

Das sind Dragofay wir haben den Kampf verloren, es ist zu Ende, was kann ich jetzt noch tun?

 Ich habe doch versprochen die kleine Prinzessin zu beschützten. Nur die Hara könnten uns noch helfen, die Truppe ist groß den es sind sehr viele, aber das schaffen wir nie außer…

Ocara gab ihrem Harima einen kräftigen Stoß das Hyänen ähnlich Raubtier rannte los. Sie ritt zur Kutsche, stieg ab und sprang auf eines der beiden großen Harima das die Kutsche zog. Die Tiere stürmten augenblicklich davon, sie preschten auf den nahen Wald zu. Ocara griff in ihre Tasche und zog eine magische Fackel heraus, sie zielte in den Himmel. Eine leuchtende Kugel gleich einem kleinem rotem Stern schoss hinauf und blieb als Signal deutlich am Himmel stehen. Der Wald war dicht, aber das war ihr egal. Die Kutsche der kleinen Prinzessin war schwer und gut gepanzert, sie fuhr mitten durch das Unterholz. Äste brachen und kleiner Bäume wurden entwurzelt, oder einfach zur Seite gedrückt. Die Kutsche bahnte sich ihren eigenen Weg. Ocara warf einen Blick zurück, die andern Omiycrom waren ihr gefolgt. Die Raptora kämpften weiter, die ersten Feuerbälle gingen auf sie nieder. Ein Omiycrom Krieger mit einem breitem runden Schild und einer ungewöhnlichen Waffe, kam neben sie geritten.                                                                                        

„Was machen wir jetzt Meisterin Ocara“!

Kaum hatte er zu Ende gesprochen bebte der Boden, Schreie waren zu hören. Niemand sagte etwas doch allen war klar. Die Stey Drag´s hatten den Kampf beendet. Ocara unterbrach selbst die Stille des Todes. „Wir ziehen weiter in Richtung der Hara Truppen“!

„Glauben sie, die Bley Hara können uns helfen“!

Ocaras Gedanken wurden finster, sie sah in ihren Gedanken wie die riesigen weißen Drachen die kleinen Vampire Hara in Fetzen rissen. Sie sagte trotz alle dem:                                                                      

„Ich bin ganz sicher, die Bley Hara Reiter sind stark genug um uns zu helfen, auch Drachen sind nicht unbesiegbar für eine gut trainierte Gruppe Bley Hara“!

Sie sah dem Krieger in die Augen, erkannte seine Zweifel, es war ihr in dieser Situation egal.  

Der Lärm des Kampfes war längst verschwunden, kein Laut war mehr zu hören. Die Drachen hatten die gesamte Natur vor Angst verstummen lassen. Die Omiycrom kamen nur langsam durch das dichte Unterholz des Bley Azul Uhrwaldes. Dafür bot ihnen der uralte Wald Schutz vor den Augen ihrer Feinde. Ocara ritt immer noch auf einem der Harima, das vor der Kutsche eingespannt war. Sie sah sich kurz um und Pfiff. Als hätte es nur darauf gewartet, schloss ihr eigenes Harima zu ihr auf. Die Mischung aus Katze, Hyäne und Wolf war ein sehr gutes Reittier, schnell und mit einem Kräftigen Kiefer und Krallen solang wie ein Dolch an den Pfoten. Ocara setzte sich auf, und sprang lässig auf den Rücken ihres Harimas. Sie sprach zu den Kriegern die neben ihr her ritten.

„Ich reite mal voraus, ihr bleibt solange bei der Kutsche“!

Sie sah, dass eine ihrer Aufklärerin Einspruch erheben wollte aber ihre immer noch kampfbereiten blauen Augen ließen sie auf einen Schlag verstummen. Das Harima rannte sehr schnell durch den Wald, es war fast genau so schnell wie auf freiem Feld. Ocara bildete ihre Augen wieder zurück und auch ihr Herz Pumpte wieder Blut durch ihren Körper. Sie nutzte erneut ihre Omiycrom Sehkraft, diesmal um hinter den Wald zu schauen, sie brauchte wieder eine Menge an Konzentration um dies zu schaffen. Sie erkannte, das es noch Stunden dauern würde, wenn nicht Tage, um durch den dichten Wald zu kommen. Ocara schnaufte vor Wut, sie hatte gehofft den Weg schneller hinter sich zu bringen. Sie drehte um, und ritt zu ihren Leuten zurück, als sie die ersten sah, rief sie.

„Wir machen Rast bis morgen früh, steigt alle ab, lasst eure Reittiere verschnaufen, schnallt die Kutsche von Ihren Zugtieren los, ich werde später mal nach der Kutsche sehen, ihr haltet euch fern, wenn ihr die Harima los gemacht habt, das ist ein Befehl nicht nur von mir, sondern auch vom Rat, verstanden“!

Alle anwesenden Krieger sahen zu ihr, sie alle zögerten kurz, nickten dann aber zur Bestätigung. Ocara war sicher die Omiycrom würden ihrem Befehl bedingungslos gehorchen. Sie sah ihnen eine Weile zu wie sie das Lager aufschlugen. Als sie anfangen wollten Feuer zu machen funkelte Ocara sie böse an. Sie verwarfen ihren Plan und fällten einige niedere Bäume um daraus Sitzgelegenheiten zu machen. Ocara merkte das sie erschöpfter war, als sie gedacht hatte. Sie zog ihre Trinkflasche aus ihrer Satteltasche, setzte sich auf den Boden. Ihre Hände zitterten sie würde Omeriaa heute nicht mehr einsetzten können, ihre Gedanken wurden finster, während sie ihre Hände angespannt beobachtete.

Hoffentlich werden wir heute nicht noch mal von diesen Drachen angegriffen.

Ich bin so erschöpft, ich muss mich regenerieren. Gegen die Drachen brauche ich die Macht des Blut Phönix. Ich frage mich wo die Drachen her kamen, sie sind sehr selten in Bley Azul und sie waren weiß. Vielleicht waren es die Djay, diese gefallenen Teufel.

Ocara schaute hinauf zum Himmel, langsam ging der Tag zu Ende. Ihre Krieger waren erschöpft, dies kam hauptsächlich von der Angst und dem beständigen Stress des Tages. Schließlich waren es die Raptora die gegen die Drachen gekämpft hatten, und diesen Kampf mit ihrem Leben und dem ihrer mächtigen Reittiere bezahlt hatten. Ocara stemmte sich hoch, lief alleine in den Wald, niemand würde sie fragen wo hin sie geht oder ihr gar Folgen. Sie brauchte etwas Zeit für sich selbst. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie fand sie was sie suchte, einen kleinen Teich.

Sie sah in alle Richtungen, zog eine rote Flasche aus ihrer Tasche, öffnete sie und goss den Inhalt in den Teich. Das Wasser wurde zu Blut, noch einmal warf sie ein Blick in jede Himmelsrichtung. Dann zog sie langsam ihre Kleidung aus, den Brustpanzer und die Leder Kleidung legte sie behutsam auf einen flachen Stein. Ihr Schwert positionierte sie so, das sie es jederzeit greifen konnte, wenn es jemand wagen würde sie beim Baden zu überraschen. Ocara hing noch ihre Ringe, so wie ihre zwei Amulette an einen Ast. Sie stieg in den Teich, das rote Wasser umschloss sie und nahm sie in seine Arme. Das Harima beobachte sie und lies seine Augen über ihren Körper wandern, das Tier schien sehr überrascht zu sein, seine Reiterin so zu sehen. Ocara scheuchte es mit einer Geste weg. Sie tauchte unter, die heilende Wirkung des Wassers spürte sie im selben Moment. Ocara fühlte wie ihre Energie aufgefüllt wurde. Sie tauchte auf und rieb sich das blutige Wasser aus den Augen. Denn Schaden den der Einsatz von Omeriaa auf sie hatte war verschwunden. Ocara setzte sich auf. Sie war das erste Mal an diesem Tag völlig zufrieden mit sich selbst. Das heilende Bad benutzte sie nicht nur um ihren Körper zu heilen, sondern auch um ihre angeschlagene Psyche zu kurieren. Ocara versank in Gedanken, es war selbst für sie hart gewesen, einen weißen Drachen gegenüber zu stehen, hätte sie nicht den Schutz der Flammen gehabt, wäre sie vermutlich nicht mehr am Leben. Omiycrom waren schon immer schwach gegen Feuer, Licht oder die Magie von Drachen, nur Omeriaa gab ihnen eine geringe Chance. Es gab nicht viele Omiycrom die dieses Omene Mi Kay als Fähigkeit erwecken konnten.

Es hat geholfen Zara sei Dank, meine Kräfte sind wieder da, aber weiteres Blutkonzentrat habe ich nicht mehr dabei. Wenn die Anderen wüssten, dass ich es benutzte währen sie entsetzt, schließlich macht man es aus dem Blut der Omiycrom.

Ocara schreckte aus ihren Gedanken hoch, griff sich ihre Wasserflasche vom Ufer, und hob sich hoch. Sie hätte gerne noch länger gebadet, aber das konnte sie sich nicht leisten. Sie schraubte den Verschluss ab, hob die Flasche über den Kopf. Sie zögerte noch einige Augenblicke, dann kippte sie die Flasche. Eiskaltes Wasser über sich und spülte die Blutreste davon, sie stöhnte, vor Schmerz unter der Eises Kälte, aber trotz allem goss sie weiter Wasser über ihren Körper. Die Flasche war nicht viel größer als ihre Hand und fasste gerade mal eine Tasse Wasser, aber in ihrem Inneren war ein Kristall eingearbeitet, der Wasser durch ein Portal weit draußen aus dem Blutmeer zog. Ocara schruppte das Blut herunter langsam kam wieder ihre milchige Haut zum Vorschein. Sie wusch sich kräftig damit nichts zurück blieb, dass sie verraten konnte, dann stieg sie aus dem Teich, spülte noch zu guter letzt ihre Beine sauber. Ihr langes schwarzrotes Haar war geölt und das Blut perlte einfach von ihm ab. Ocara sah nach Oben, es wurde immer dunkler.

Ich muss zurück zu den Anderen und zu der kleinen Omiynes, sie braucht Trost und meinen Schutz. Sie hat doch erst zwölf Jahre hinter sich gebracht. Warum wollen sie nur die Kleine entführen, oder gar schlimmeres. Sie ist doch der einzige Grund für den Frieden.

Wäre sie nicht geboren worden wäre immer noch Krieg.                                                                     

Ocara ritt zurück ins Lager. Während sie auf ihrem Harima ritt lief ihr eine Träne über die Wange, sie hatte ohne sie je kennen gelernt zu haben, eine starke Sympathie zu dem Mädchen aufgebaut. Ocara biss die Zähne zusammen.

Solange ich kämpfen kann werde ich die Kleine beschützten. Egal was es mich kostet.  

Kaum war sie zurück im Lager, gab sie einige Befehle. Sie verlor keine Zeit, beeilte sich und lief zur Kutsche, sie schaute kurz in alle Richtungen, sie wollte sicher gehen, dass niemand sah was sich in der schwer gepanzerten Kutsche befand. Sie öffnete die Tür, sah hinein und fand das kleine Mädchen. Die kleine Prinzessin Omiynes, saß zusammengekauert in einer der Ecke des Wagens, das Mädchen hatte panische Angst gehabt, und niemand war da um sie zu trösten.

Ocara liefen die Tränen in Strömen übers Gesicht. Sie ging zu ihr und schlang ihr Arme um die Kleine, das Mädchen erwiderte die Umarmung. Sie sah Ocara in die Augen, und fragte sie.

„Was ist da draußen passiert, ich kann die großen Raubsaurier nicht mehr hören.

 Sind sie wieder zurück zur Stadt geritten?“

Ocara hielt die Kleine weiter in den Armen, sie wusste nicht was sie ihre antworten sollte.

„Du musst keine Angst haben Omiynes, in dir steckt eine starkes Erbe, deine Eltern haben die Welt in zwei mächtige Fraktion gespalten, und das ist eine Leistung die du erst in vielen Jahren verstehen wirst“!

„Wer bist du“?

„Ich bin Ocara, eine der ältesten noch lebenden Omiycrom. Ich wurde geschickt um dich zu beschützten“!

“Bist du Mitglied im Rat“?

Ocara dachte kurz darüber nach, was sie sagen sollte.

„Nein der Rat hat mich nie interessiert“!

„Die Saurier und ihre Reiter sind tot oder“?

Ocara überlegte kurz, sie war sich nicht sicher was sie der Kleinen sagen sollte, sie entschied sich für die Wahrheit, sie zu schonen wäre in dieser Situation sinnlos.

„Sie sind getötet worden“!

„Das dachte ich mir schon, bleibst du bei mir, wenn es Nacht wird, ich will nicht allein sein“!

„Ja, das mache ich, meine kleine Prinzessin“!

Ocara schmiegte sich zusammen mit der kleinen Omiynes in eine besonders weiche Decke, während sich die Kleine an sie kuschelte streichelte Ocara ihr übers Haar.

Sie erinnert mich an meine eigenen Kinder, an die lange Zeit die ich mit ihnen vor so vielen Jahren verbracht habe, bis sie ihren eigenen Weg beschritten. Sie alle waren wie sie. Hoffentlich teilt die kleine Prinzessin nicht ihr Schicksal.

Es wurde dunkel draußen. Die Kleine war eingeschlafen und auch Ocara wurde langsam von ihrer Müdigkeit übermannt. Sie hatte sich noch einen Sache vorgenommen, bevor sie schlafen wollte, ein Gespräch zur Urmutter Zara.

„Große Mutter des Lebens, ich bitte dich, halte deine Hand schützend über dieses Kind, sie ist unsere Zukunft. Ehrfürchtig bitte ich dich darum. Beschützte sie. Wenn es dir nach Leben verlangt nimm meines, ich habe schon genügend Zeitalter kommen und gehen sehen“!

Nach ihrem kurzen Gebet schlief Ocara ein, sie wollte den Wagen nicht mehr verlassen. Schließlich hatte sie der Kleinen Omiynes ihr Wort gegeben. Die Beiden schliefen einen traumlosen Schlaf, Arm in Arm wie Mutter und Tochter.

 

Der Morgen kam, das rote Licht fiel in die Kutsche, blendete die noch schlaftrunkene Omiycrom. Ocara brauchte einen Moment um zu begreifen, wo sie sich befand. Als sie das Mädchen in ihren Armen bemerkte, kam alle Erinnerung zurück. Der Rat hat mich entsandt um die Kleine zu beschützten. Sie gaben mir eine bunte Einheit aus Omiycrom Kriegern, und einigen Raptora, mit ihren schwer bewaffneten Raubsauriern. Ich sollte sie zur Hauptstadt bringen. Drei Wochen vergingen ohne Zwischenfall, die Kleine war in ihrer geräumigen Kutsche untergebracht, mit genügend Lebensmitteln, Spielen und Büchern, damit sie sich nicht langweilte. Dann kam der Angriff der Drachen. Ich hoffe die Hara kommen rechtzeitig, wenn es nur genügend sind, trauen sich die Drachen nicht mehr uns anzugreifen. Das hoffe ich zumindest.

Ein schwacher Kanon von Schreien hallte wieder in Ocaras Ohren. Sie wusste, was das einzige Geschöpf war, das solche grellen Laute von sich geben konnte. Eh die Kleine erwachte stürmte sie nach draußen und schloss die Tür hinter sich.

Die kommen ja wie bestellt.

Jetzt, da Ocara draußen war, nutzte sie wieder die Macht ihrer Augen. Die Neuankömmlinge waren nicht so groß wie die Drachen, aber in ihnen steckte weit mehr Lebensenergie. Sie waren die fliegenden Krieger der Omiycrom, die Bley Hara Reiter. Ocara sah wie die beiden Reiter durch die schmale Lichtung brachen. Sie konzentrierte sich und schärfte ihre Augen; sie begann zu lächeln. Ocara kannte eine der Kriegerinnen. Sie war eine alte Freundin, eine Omiycrom, die fast genau so lange lebte, wie sie selbst. Sie konnte ihre Freude, ihre Erleichterung und ihre neu geschöpfte Hoffnung nicht bei sich behalten und rief:

„Kehliya du kommst wie von mir beschworen“!

Ein Hara landete und seine drei Köpfe waren ruhig, es war gut trainiert, eine Frau stieg herunter. Sie trug eine mit dünnen Knochenplatten bestickte Lederhose, zwei dornige Peitschen bedeckten ihren Oberkörper. Ihre Haare waren schwarz mit vereinzelten roten Strähnen durchzogen. Kehliya war eine Hara Reiterin wie in den Legenden beschrieben; nur eines störte das perfekte Bild: Ihre Augen waren anders, das linke war unter einem Tuch verborgen, nur wenige wussten wieso. Ocara kannte das Geheimnis, das sich hinter dem Tuch verbarg.

Ocara rannte ihr entgegen; sie half Kehliya, abzusteigen. Zur Begrüßung schlang sie ihre Arme um die Reiterin, die ihre Umarmung nach kurzem zögern erwiderte.

„Gut, dass du hier bist Kehliya“!

„Ich habe dein Signal gesehen, was ist passiert“!

„Unser Konvoi wurde angegriffen, von Azul Stey Drag“!

„Weise Drachen das heißt es waren die Djay“!

„Das habe ich auch vermutet, aber würden sie sich trauen so weit auf unser Gebiet vorzustoßen“?

„Wer sollte sie schon aufhalten, wir haben nichts was es mit den großen Weisen aufnehmen kann“!

„ Ocara es ist, du weist schon… okay“!

„Ja, das ist es“!

„Gut, Zara sei Dank“!

„Der Ältestenrat hat es dir gesagt, was“?

„Ja, das hat er“!

„Was machen wir jetzt“?

„Warten“!

„Na gut dann warten wir“!

Die beiden Frauen gingen auseinander, Kehliya lief zu ihrem Hara, Ocara machte sich auf dem Weg zu Kutsche der Kleinen. Auch wenn sie sich schon ewig kannten, viel zu sagen hatten sich die beiden Frauen nicht, besonders Kehliya war schon immer sehr schweigsam gewesen. Ocara ging zur Kutsche. Sie hatte ihre Waffe dort gelassen. Sie öffnete die Tür und lief hinein. Omiynes kam ihr entgegen, Ocara versperrte ihr zur Sicherheit den Weg. Sie konnte auch ihren eigenen Leuten nicht hundert Prozent trauen. Als Geisel war das Kind nahezu unbezahlbar. Die Kleine grinste. Ocara konnte ihre Freude nachvollziehen und erwiderte das Lächeln, zugleich tätschelte sie ihr liebevoll die zarten Schultern.

„Sind das da Draußen Hara, sind die Reiter gekommen“?

„Ja, aber nur zwei für den Anfang, eine von ihnen ist eine sehr gute Freundin von mir“!

„Ist sie stark“!

„Ja, sehr stark, sie hat ein besonderes Auge“!

„Ein besonderes Auge was heißt das“?

„Ja, sie hat in der alten Zeit eine Mantika Micu getötet und eines ihrer Augen genommen, und sich selbst eingesetzt“!

„Iiihhh das ist gruslig“!

„Wenn du älter bist wirst du es verstehen“!

„Na gut, ich muss hier drin bleiben, oder“?

„Ja, das ist sicherer für dich“!                                                                                

„Na gut, dann bleib ich hier drin, in der Kutsche, bis du wieder zu mir zurück kommst, Ocara“!

„Du bist ein gutes Kind“!

Ocara griff ihren ledernen Harnisch und das Schwert. Zum Abschied schenkte sie der Kleinen noch ein Lächeln und den Gruß der Omiycrom, dann verließ sie die Kutsche. Bam! Eine hölzerne Kiste schlug vor ihr auf den Boden.

„Für sie Phönix Meisterin Ocara, es stammt vom Rat“!

Ocara brauchte eine Weile, um die Quelle zu finden. Es war der Reiter der mit Kehliya gekommen war. Wie ein riesiger Falke schwebte sein Hara über dem Boden. Ocara steckte den Arm nach oben und breitete die Finger aus, dann machte sie eine kreisende Bewegung. Der Gruß sollte den Blut Stern, das Wappen der Omiycrom darstellen. Der Reiter erwiderte den Gruß der Omiycrom und stieg dann auf in den Himmel. Ocara öffnet die Kiste. Es war ein Überraschung für sie, eine neuartige Waffe, eine Technologie, zweifelsohne von den Raptora mit entwickelt. Eine zwei Schüssige Armbrust, die ihre Bolzen sehr schell verschießen konnte. Sie trug fünfundvierzig Pfeile pro Seite. Ocara befestigte die Waffe an ihrem linken Arm. Sie sah aus wie ein Armschild. Sie zielte mit der Waffe zur Übung. Das Fadenkreuz lag in der Mitte und sie drehte sich mit der Bogenwaffe in alle Richtungen. Sie war überrascht, wie leicht die neue Feuerwaffe war.                                                                                             

Diese Feuerwaffe wird vieles verändern, mit ihr können wir auch den Drachen der Djay gefährlich werden.

Die Pfeile waren aus Omiycrom Reißzähnen, die selbst Drachen- haut durchdringen konnten. Die eigenen Fangzähne waren das wichtigste Waffenmaterial der Omiycrom. Sie erneuerten sich in einigen Stunden, trotzdem war es eine schmerzhafte und langwierige Prozedur, so eine Klinge oder eine andere Waffe zu fertigen. 

„Freust du dich“?

Ocara musste einen Aufschrei unterdrücken, sie wandte sich um und sah Kehliyas Gesicht nur eine Hand breit hinter sich.

„Du schaffst es immer noch, dich an mich heran zu schleichen, was? Wie in alten Zeiten, als wir die Micu bekämpften“?

„Ja, wie damals“!

„Manche Dinge ändern sich nicht. Die Waffe ist nicht schlecht, sie wird vieles für unser Volk verändern. Wo ist dein Reiter eigentlich hingeflogen“?

„Er sucht die Gegend ab“!

„Ist das eine gute Idee, was ist, wenn er sie zu uns führt“! Kehliyas Gesicht verlor sein starres Antlitz, offenbar hatte Ocara etwas ausgesprochen, das sie nicht bedacht hatte.

„Kehliya, was sollen wir jetzt machen“?

„ Wir warten“!

Ocara wusste, dass Kehliya Recht hatte; außer zu warten und zu hoffen,  dass der Reiter nicht entdeckt wurde, konnten sie Beide im Moment nichts tun. Ocara ging auf Nummer sicher. Sie gab einige Befehle, die dafür sorgen sollten, dass ein Angriff der Drachen abgewehrt werden konnte, so hoffte sie zumindest. Kehliya ging nervös auf und ab. Ocara war sich sicher, dass sich die Hara Reiterin Vorwürfe machte, doch tröstende Worte waren sinnlos. Kehliya würde sich die Schuld geben, egal was Ocara zu ihr sagte.

 

Die Zeit verging quälend langsam, die Omiycrom hatten das Lager abgebrochen und die Kutsche von der Lichtung geschafft, sie stand nun im dichten Wald von oben unsichtbar. Mehr als die Hälfte der Soldaten bewachten die Kutsche, sie lagen im Hinterhalt. Die Harima standen vor der Kutsche, ihre Reiter hatten die Sättel abgeschnallt, damit die Harima frei kämpfen könnten. Ocara und Kehliya warteten am Rand der Lichtung. Kehliya war jederzeit bereit in den Himmel aufzusteigen, doch im Bodenkampf waren ihre Chancen größer. Ocara hatte das gleiche Gefühl wie am gestrigen Tag, es würde Schwierigkeiten geben. Sie machte sich erneut für den Kampf bereit, dann sah sie zum Himmel; sie war erleichtert, der Hara Reiter kehrte zu ihnen zurück.

Endlich, ich hatte schon gedacht, er kommt gar nicht mehr. Die Drachen haben ihn wohl nicht entdeckt wir hatten Glück.

Sie konnte keine Verfolger entdecken, doch ihr schlechtes Gefühl blieb. Kehliya stieg ab und lief auf die Lichtung zu. Da entdeckte Ocara ein seltsames Geschöpf. Es war ein weißer Vogel. Das ungewöhnliche war, er hatte keine Lebensenergie in sich, er bestand aus Magie. Es war ein einfacher Zauber, der Vogel diente als Späher.

„Das ist eine Falle“!

Ocara schrie aus voller Kehle; Kehliya rannte zu ihrem Hara, sprang auf und gab dem Tier ihre spitzten Absätze zu spüren. Der Hara Reiter war gerade im Begriff, zu landen, als ihn ein weißer Strahl traf. Ocara wendete ihr Gesicht ab, sie spürte wie der Boden unter ihr zitterte. Felsen flogen durch die Luft, Staub regnete auf sie herab. Das ist die Kraft eines waren Dragofay.                                                              

Nur die Anführer der Stey Drag können mit solcher Kraft und Präzision angreifen.

Sie öffnete die Augen. Das Licht war verschwunden, sie starrte auf die verbrannten Überreste des Haras. Das Licht hatte ihn bis auf die Knochen verbrannt. Der Reiter lebte noch und hatte sich in Sicherheit gebracht. Ocara wusste nicht, ob er getroffen wurde, selbst wenn, hätte er sich längst wieder heilen können. Sie schaute noch einmal zum Himmel. Jetzt konnte sie die Drachen sehen. Diesmal gaben ihnen die Wolken keine Deckung. Es waren weniger Drachen als sie gedacht hatte. Die Raptora hatten anscheinend alle kleinen Drachen mit sich in den Tod genommen. Sie konnte noch eine weitere Sache erkennen, alle angreifenden Drachen hatten Reiter. Ocara schloss die Augen, schickte ihre Gedanken zu Kehliya, berührte ihren Geist, und sprach.

Kehliya bleib du mit deinem Hara im Hintergrund, lass sie landen, schnapp sie dir auf dem Boden, wenn dein Hara im Vorteil ist. Kämpft getrennt“!

Ocara hatte schon lange Zeit keine Telepathie mehr benutzt. Leichter Kopfschmerz und Übelkeit überkamen sie, doch sie wusste, das Kehliya sie verstanden hatte. Ocara ging hinter einem Baum in Deckung; sie hörte kräftige Flügelschläge, die nur ein großer Drache erzeugen konnte. Sie wartete, sah zu, wie der Drache landete und sein Reiter herunter stieg. Sie atmete noch einmal tief aus, dann rollte sie sich über den Boden und schoss. Ein ganzer Schwarm Pfeile flog auf den Reiter zu, trafen und nagelten ihn an seinen Drachen fest. Kehliyas Angriff kam von der andern Seite. Ihre Peitsche wickelte sich um den Hals des Drachen. Zum gleichen Zeitpunkt griff das Hara an, es schlug seine drei Köpfe in den Hals des Drachen. Der Drache schrie auf, spie einen weißen Lichtstrahl. Der Angriff hatte Erfolg. Der Drache und sein Reiter verendeten im selben Moment. Kehliyas Hara war groß für seine Art und sehr kampferfahren, es lief zurück in den Wald und suchte sich eine neue Deckung. Kehliya riss ihre Peitsche zurück, und wickelte sie wieder um ihren Oberkörper.

Der nächste Kampf wird nicht noch einmal so leicht werden. Ocara konnte die Drachen über der Lichtung kreisen sehen, sie waren riesig, und der Tod ihres Kameraden hatte sie nur umso wütender gemacht. Zwei weitere weiße Drachen flogen zur Lichtung, sie waren kleiner als ihre Vorgänger. Ocara nahm den ersten ins Visier sie wollte ihn am Kopf treffen, das war die beste Chance. Sie konnte die Armbrust auch mit einem Arm bedienen, deshalb zog sie ihr Schwert als Zweitwaffe. Kehliya wickelte beide Peitschen von ihren Oberkörpern los, warf sie nach hinten, und lauerte auf den Feind. Die Peitschen knallten, schnitten hinter ihr in den Boden. Ocara drehte sich weg. Das Geräusch war zu laut, die Drachen hörten es, drehten sich in die Richtung von Kehliyas knallenden Peitschen.

Die Sinne eines Drachen waren bis auf die Augen jedem Sinn eines Omiycrom weit überlegen.

Sie näherten sich Kehliya, sie wollten sie von zwei Seiten in die Zange nehmen. Ocara sprang aus der Deckung. Sie feuerte eine ganze Pfeilsalve ab, traf den Kopf des Drachen, der Drache brüllte auf, als die Pfeile seine Augen trafen. Sie rollte sich in Deckung, ein Lichtstrahl schoss über sie hinweg. Die Waffe eines weißen Drachen war seine Flamme, die gleißend helles Licht erzeugt. Ocara musste sich erneut wegdrehen, damit das Licht ihre Augen nicht verbrannte. Als Omiycrom war sie in der Lage alle Verletzungen in einem einzigen Augenblick zu regenerieren, nur die Augen waren eine Schwachstelle. Sie übertrugen die Energie, dadurch waren sie das wichtigste Körperteil eines Omiycrom. Sie sprang auf, rannte dem Drachen entgegen. Sie konnte sehen wie der andere Drache von Kehliyas Peitsche getroffen wurde, wie diese sich um seinen Hals wickelte und tief ins Fleisch schnitt. Ocara sprang in die Höhe, zog ihr Schwert zurück und legte ihre ganze Kraft in einen gewaltigen Schwertschlag. Die Zahnklinge schlug in den Nacken des Drachen, der Hieb hatte viel Kraft in sich. Er zerschnitt die massive Wirbelsäule des Drachen, der einen Augenblick später tot zu Boden kippte. Ocara wollte das Schwert zurückziehen, es blieb in der Wirbelsäule des toten Drachen stecken. Als sie den kampfbereiten Azul Drag entdeckte, der auf dem Drachen geritten war, gab die Waffe auf. Der Drag hatte zwei kurze Schwerter gezogen und stand kampfbereit auf dem Boden. Ocara zog zwei knöcherne Dolche aus ihren Taschen an den Beinen. Ihr Gegner lies die Schwerter über Kreuz rotieren wie Windräder. Sie konnte sich mit den kurzen Dolchen nur schwer verteidigen. Ocara ging vor dem Körper des toten Drachen in Deckung. Sein gefallener Gefährte schien dem Azul Drag nun völlig egal zu sein. Ocara fletschte die Zähne, der Drag war unbeeindruckt und noch immer siegessicher. Er schien keine Erfahrung im Kampf gegen Omiycrom zu haben.

Ocara wollte dies ausnutzten, wenn er nah genug an sie heran kam, war der Kampf zu Ende. Sie sprang in die Höhe, täuschte einen Angriff aus dem Sprung vor, ließ sich fallen und fegte ihrem Gegner die Beine mit einem Tritt weg. Der Azul Drag stürzte zu Boden, seine Rüstung machte ihn unbeweglich. Ocara war noch nicht fertig mit ihm, sie sprang vor und bohrte ihm beide Dolche von unten in den Schädel, sie drehte die Klingen und hechtete wieder in Deckung.

Der Drag war noch nicht ganz tot. Kehliya Hara stürmte aus dem Wald heran, griff sich den Drag und riss ihn in Fetzen. Ocara sah zu Kehliya herüber, auch die Hara Reiterin hatte den Kampf gewonnen. Sie hatte ihren Drachen-Gegner und seinen Reiter mit ihrer Drachenpeitsche umgebracht.

Beide Kriegerinnen lächelten erleichtert. Sie hätten sich nicht zugetraut, so viele Drachen töten zu können. Beide hörten ein Geräusch. Es klang wie etwas das auf den Boden schlug. Zur selben Zeit drehten sie sich um, gerade noch rechtzeitig. Ein kristallenes Breitschwert raste auf sie zu. Sie schafften es knapp, sich vor dem Schwerthieb in Sicherheit zu bringen. Ocara schlüpfte unter dem Schlag hindurch, Kehliya sprang nach hinten. Ocara blieb geduckt, sie spürte das Kehliya den Kampf zu Ende bringen wollte. Kehliya zog das Band vor ihrem Auge zurück, im nächsten Moment flog der Drag nach hinten. Er blutete, seine Brust war zerfetzt.

„Ich habe schon immer die Macht deines Auges unterschätzt“!

„Ja, das tun alle“!

Kehliya lächelte. Soviel wusste Ocara, dass, was den Drag getötet hatte nur ein Bruchteil der Kraft des Mantika Auges war. Der Boden bebte. Ocara blickte instinktiv in die Richtung, wo sie die Kutsche hingeschickt hatte, der Wald brannte. Rauch stieg an vielen Stellen auf. Gewaltige Lichtstrahlen hatten den Boden in Brand geschossen. Nun griffen auch die anderen Omiycrom an. Sie warfen Speere und Wurfklingen.

Ocara und Kehliya waren die Elite der Omiycrom. Sie hatten die größte Kampfkraft. Die andern Omiycrom waren kaum in der Lage, den Drachen Schaden zuzufügen. Die Drachen griffen aus der Luft an, so konnten sie ihre volle Überlegenheit ausnutzen. Ocara beobachtete das Schauspiel; schnell wurde ihr bewusst, dass der Kampf sinnlos war. Die Drachen schossen einen Omiycrom nach dem anderen ab, nur eine Handvoll Omiycrom Krieger schaffte es ihrerseits die Reiter oder ihre Drachen zu verletzen. Ocara wusste was sie zu tun hatte.

Ich muss zur Kutsche, die Kleine beschützen, wir müssen flüchten, vielleicht haben wir Glück und entkommen, es könnte sogar sein, dass die Hara noch kommen, immerhin hatten sie genug Zeit dazu. Hauptsache ist jetzt, dass wir von hier verschwinden können. Ocara rannte in Richtung Kutsche, dabei rief sie: „Haltet die Drachen auf, koste es was es wolle“!

Kehliya folgte ihr. Das Hara rannte durch den Wald, es war trotz seiner Größe in der Lage, sich zu verstecken. Schließlich war der Regenwald Bley Azuls seine Heimat.

Die Kutsche kam schnell in Sichtweite, Ocara hatte ihren Körper kampfbereit gemacht, sie sah ihre Truppen in ihren Verstecken liegen. Es war noch mehr Omiycrom übrig, als sie gedacht hatte, die Harima, die kampfbereit dastanden, kamen auch noch hinzu. Ein paar Drachen waren ihnen gefolgt, sie wurden angemessen empfangen. Große Wurfscheiben schnitten durch die Luft. Ihre Schärfe schickte zwei Drachen zu Boden. Jetzt war der Mut der Bley Harima gefragt. Die Räuber arbeiteten wie Wölfe. Sie umzingelten ihren Gegner, sprangen dem Drachen auf den Rücken, versenkten ihre mächtigen Kiefer im Fleisch. Die Reiter der Drachen übernahmen den Omiycrom Krieger.

Ocara machte es wie am Tag zuvor, sie sprang auf die Kutsche, kletterte auf den Sitz und trieb die beiden Harima an. Die schwere gepanzerte Kutsche bahnte sich den Weg durch den Wald. Kehliya folgte ihr, sie ritt auf ihrem Hara. Das Hara schaffte es, dank seiner Beweglichkeit und dem, für Harima untypischen Gelände, Schritt zu halten. Ocaras Krieger hielten ihre Stellungen, sie sorgten dafür, dass die Kutsche entkommen konnte. Für diese Möglichkeit bezahlten alle Omiycrom Krieger und alle Harima einschließlich dem von Ocara mit ihrem Leben.

Einer der weißen Drachen schwebte über dem Boden, er hatte als einziger zwei Reiter auf seinem Rücken. Es war ein riesiges Tier mit einer hellblauen Rüstung mit Stacheln bewehrt, die alles, selbst Teile der Flügel schützten. Einer seiner zwei Reiter sprang zu Boden; vier Flügel breiteten sich hinter ihm aus und fingen seinen Sprung ab, dann verschwanden sie wieder in seinem Rücken.

Er landete elegant, stand auf und sah in den Wald. Er spürte ganz deutlich, dass sein Ziel entkommen war. Der zweite Reiter landete neben ihm. Er hatte sich einfach fallen lassen, als Azul Drag war das kein Problem für ihn.

„Mein Prinz, wir haben nur noch sieben Drachen, meinen eigenen mit eingerechnet.

„Ist dieses Kind es überhaupt wert, dass wir uns opfern“?

„Das Kind ist die Tochter von Flamme und Payldra, wenn sie überlebt wird sie unser Volk vernichten, sobald sie alt genug für den Thron der Omiycrom ist. Sie könnte die Payldra-Allianz neu aufbauen, glaubst du wir könnten gegen diese Streitmacht bestehen“?

„Nein, aber mein Prinz...“!

„Kein aber. Wir müssen sie finden, klar. Wir fliegen zum Ende des Waldes; irgendwann müssen sie ihn verlassen und dann kriegen wir sie“!

„Verstanden mein Prinz, Antrassa, komm her zu mir“!

Die riesige Drachin landete, sie fällte dabei einige dutzend Bäume. Sie beugte sich herunter, so, dass die beiden Reiter aufsteigen konnten.  

„Antrassa, du hast ihn gehört“!

Die Drachin antworte ihrem Dragofay Partner.

„Ja das hab ich gehört“! Mit kräftigen Flügelschlägen stieg sie in den Himmel und schloss sich, mit den anderen Drachen zu einem kleinen Schwarm zusammen. Gemeinsam nahmen sie die Verfolgung von Ocara, Kehliya und Omiynes auf.

 

Ocara zügelte die Harima, die Tiere waren völlig außer Atem, sie selbst war auch am Ende ihrer Kräfte. Der Kampf hatte sie vielleicht keine magische Energie gekostet, aber ihr Körper war vom Kampf und der stundenlangen Hatz erschöpft. Kehliyas Hara war noch recht fit, es hatte gut mithalten können, schließlich musste es nichts weiter als seine Reiterin tragen. Kehliya ritt neben Ocara. Sie sagte nichts, machte aber ein trauriges Gesicht. Ocara begann zu weinen, sie war eine sehr emotionale Frau und die Verbindung zu dem Kind in der Kutsche war mittlerweile sehr stark geworden. Kehliya griff sich das Tuch, das ihr Auge verdeckte, riss es herunter und warf es davon. Die Augen eines Omiycrom waren rot, ihre Pupille flackerte in alle Richtungen wie eine schwarze Flamme, sie veränderte sich ständig. Bei Kehliya war diese Bewegung verschwunden, ihr Auge war starr wie bei fast allen  Völkern Funder Says, Funder Say, der Welt in der riesige Kontinent Bley Azul nur ein winziger Fleck war. Ocara musste lächeln unter ihren Tränen. Wenn ihre Kameradin nicht aufgab, wieso sollte sie es dann tun?

Ocara hatte vor der Flucht noch ein Schwert und einige Wurfklingen erbeutet. Die Omiycrom, denen die Waffen gehörten, waren durch die Azul Stey Drag getötet worden.

Der Weg durch den dichten Wald war beschwerlich, aber mit der Zeit wurde es immer einfacher.

Beide Frauen wussten, was das bedeutete. Der Regenwald ging in Grasland über. Sie wurden beide zur selben Zeit langsamer. Ocara schärfte ihren Blick, ihren Omiycrom-Augen entging nichts. Sie sah einen Mann in weniger als einer Meile Entfernung. Selbst auf diese Entfernung erkannte sie ihn als Djay, als wollte er ihre Annahme noch selbst bestätigen, breitete er seine vier Engelsflügel aus. Er schwebte einige Schritte über dem Boden. Der Djay in seiner prunkvollen Rüstung sah sie lächelnd an, offenbar erwartete er die Beiden schon. Ocara kletterte von der Kutsche herunter, sie machte ihren Körper kampfbereit. Kehliya tat es ihr gleich, ihr Mantika-Auge, wechselte seine Gestalt, es wurde blau, goldene Linien durchzogen es. Nun hatte Kehliya das Leben beherrschende Auge, die ultimative Augenwaffe der Omiycrom. Ocara lies eine kleine rot-schwarze Sonne entstehen, die auf ihr Handfläche tanzte, dann blickte sie zu ihrer alten Freundin. Sie stellte ihr eine Frage auf die sie eigentlich gar keine Antwort erwartete hätte.

„Kehliya, wir werden nicht mehr weglaufen“?

„Nein, werden wir nicht“!                                                                    

Sie liefen auf die Lichtung zu, ihre Schritte wurden immer schneller, bis sie begannen zu rennen. Die beiden hatten das Weglaufen satt, sie wurden ja doch wieder eingeholt. Nun hatten sie einen einfachen Plan gefasst, sie wollten alle ihre Verfolger töten. Ocara eröffnete den Kampf sie schleuderte den Stern in die Richtung Djay. Er formte mit den Händen einen Kreis, zeichnet ein Kreuz in die Mitte, so schuf er ein golden schimmerndes Himmelsschild. Ocara lenkte die Sonnenkugel ab. Sie wollte ihre Kräfte sparen, sie ließ die Kugel auf der Stelle schweben. Kehliya blieb stehen, sie konzentrierte sich auf ihr Ziel, den Djay Krieger. Ocara drehte sich um und rannte los. Sie spürte die Kraft die sich in Kehliyas Mantika-Auge sammelte. Das Auge begann golden zu leuchten, es war ein Leuchten, viel intensiver und mächtiger als das des Djay. Kehliya lächelte, die Macht ihres Auges entlud sich, das Schild brach und der Djay wurde davon geschleudert. Er flog soweit, dass sein Sturz in den Boden kaum noch sichtbar war für die beiden Frauen.

Selbst Ocara staunte, sie hatte damit gerechnet, dass Kehliya das Engelsschild brechen könnte, aber das dann noch so viel Kraft da war, ihn so davon zu schleudern, überraschte selbst sie.

„Es ist noch nicht vorbei“!

Selbst wenn Kehliya geschwiegen hätte, könnte Ocara den Azul Drag hinter sich spüren. Sie wendete sich mit der Beweglichkeit einer Schlange, lies ihr Schwert gleichzeitig aus der Scheide gleiten und auf den Gegner niederfahren. Die Azul Drag wurde von ihrer, mit hellblauen Dornen bewehrten Rüstung gerettet. Ocaras Schwert hatte Einiges abbekommen, der Kristall, aus dem die Rüstung gefertigt war, hatte das Zahnschwert an einigen Stellen splittern lassen. Ocara warf die stumpfe Klinge zu Boden, hob die Arme und zeigte die scharfen Dornen, die aus ihnen ragten. Die Azul Drag sprang mit einer Leichtigkeit nach hinten, die Ocara erstaunte. Sie zog zwei lange Säbel, die Ocara als Drachenflügel-Klingen erkannte.

„Du wagst es einer Stey Drag mit deinen Rangor-Klingen zu drohen, willst du dich wirklich so kurz vor deinem Ende auf diese erbärmliche Weise lächerlich machen“?

Die Azul Drag hob ihre Drachenflügel-Klingen nach hinten. Sie wollte Ocara den ersten Schritt überlassen. In Ocara baute sich eine gewaltige Menge Zorn auf, sie wollte es der Azul Drag zeigen. Der beste Weg dafür war die, von allen gefürchtete Schutzflamme Omeriaa. Die Flammen begannen über und unter ihr zu kreisen. Die Drag beugte sich herunter, ging in die Knie. Ocara wunderte sich, was sie vor hatte. Sie sprang, flog in den Himmel, dann passierte etwas Unglaubliches.

Die Azul Drag wurde zu einer Wolke aus Licht. Ocara schloss die Augen. Als sie sie Augenblicke später wieder öffnete hatte ihre Gegnerin ihre Verwandlung abgeschlossen. Sie hatte nun ihre wahre Gestalt, die eines gigantischen weißen Drachen. Sie zog die Luft ein, gerade noch im letzten Moment verstärkte Ocara Omeriaa um das Vielfache. Ein gleißend heller Flammenstrahl, traf auf Ocaras Omeriaa. Sie hatte noch nie so eine kraftvolle Attacke mit der Schutzflamme abgefangen, sogar der Angriff einen Tag zuvor war hiergegen ein Witz. Das größte Problem bemerkte sie erst nach einiger Zeit. Der Drache hörte nicht auf, ihre Gegnerin war ein weiblicher Stey Drag. Die Flamme, die eigentlich den Drachen- Nachwuchs schützten sollte brachte sie nun in ernste Schwierigkeiten. Ocara passte ihre Augen an das Licht an, sie sah die Drachin Feuer speien. Sie steckte in der Klemme. Zwar konnte sie ohne seine aktive Komponente Omeriaa tagelang aufrecht halten, aber solange sie Omeriaa einsetzte, war sie bewegungsunfähig. Kehliya kam ihr Zuhilfe, sie erfasste den Drachin mit ihrem Auge. Goldene Lebensenergie sammelte sich um die Azul Stey Drag und hüllte sie ein. Die Energie bündelte sich immer stärker, der Drache verschwand im goldenen Licht. Zuerst schien die Drachin dies gar nicht zu bemerken, dann aber begann sie um sich zu schlagen. Die Leviatanin versuchte den goldenen Nebel mit den Flügeln wegzuwehen, aber dieses Bemühen war sinnlos. Kehliya ballte die Energie zusammen, schuf eine ganze Armee Klauen und attackierte die Drachin. Sie hörte auf, Feuer zu speien, Ocara kam frei. Zuerst wollte Ocara Kehliya helfen, da entdeckte sie einen weiteren Feind. Es war ebenfalls ein Azul Drag er besaß ein Doppelschwert. Er hob seine Waffe und zielte auf sie. Ehe Ocara reagieren konnte wurde ihr linkes Bein getroffen, die magische Attacke zertrümmerte es, riss es in Stücken davon. Der Schmerz war schnell verflogen. Ehe die Attacke ganz ihre Wirkung verloren hatte, war Ocaras Bein schon wieder vollkommen geheilt. Sie wollte ihm keine zweite Gelegenheit geben, sie warf eine Wurfklinge. Er konterte und wehrte die Klinge mit Leichtigkeit ab. Ocara erahnte, gegen was sie und ihre Gefährtin da kämpften.

Das ist ein Dragofay, ein Team aus einem mächtigen Panzerdrachen und einen Elite-Soldaten der Drag.                                                             

So einen Gegner hatte ich seit dem Krieg gegen die Allianz der Stürme nicht mehr.

Ocara sprang auf, sie rannte auf den Drag zu. Sie war schnell, viel schneller als Ihre Gegner. Er hatte kaum, seine Waffe gesenkt, da war sie schon bei ihm. Sie packte sein Doppelschwert, riss es ihm aus den Händen. Er wollte einen Zauber wirken, da hatte Ocara ihn schon gepackt. Sie zeigte ihm eindrucksvoll, wie nahe verwandt die Omiycrom mit den vampirischen Bley Micu waren. Sie griff ihn, schlang sich um ihn und presste ihn an ihren Körper. Er wusste gar nicht wie ihm geschah, da schlugen Ocaras Stachelklingen durch seine Haut. Sie hatte gekonnt jede Schwachstelle seiner Rüstung gefunden und kostete sie jetzt aus. Er versuchte, sie von sich zu schleudern, doch die Umarmung einer Omiycrom war erbarmungslos. Er kam nicht mehr frei, sein Blut sickerte in seine Rüstung. Das siedende Blut kühlte aus, und wurde dadurch fest, es begann zu kristallisieren. Der Schmerz verzerrte sein Gesicht, er versuchte sich wieder und wieder zu befreien. Ocara presste ihre Lippen an sein Ohr und flüsterte ihm eine Warnung voller Hass und Wut zu.

„Wärst du kein Drag, würde ich dich bis auf den letzten Tropfen aussaugen, wenn du denkst du hast mit deiner Drachen-Abstammung Glück gehabt, täuschst du dich. Ich lass dich einfach verbluten.

Dein Blut kristallisiert und du wirst eine Statue deiner selbst, wie hört sich das an“?

Der Drag bekam Panik, sein Atem ging schneller, auch seine Körpertemperatur stieg sichtlich an. Die Luft um den Drag begann wie wild zu flackern.

Ocara wurde heiß, sie würde ihn nicht mehr lange so festhalten können, ihre Haut verbrannte bereits an einigen Stellen. Sie überlegte kurz, was sie tun sollte, dann änderte sie ihren Griff, stemmte den Drag in die Höhe, mit einem schnellen Ruck drehte sie ihn so, dass er mit dem Kopf nach unten wies. Sie sprang in die Höhe, hielt den Drag weiter fest. Als sie am höchsten Punkt angekommen war, schlang sie ihre Beine um den Hals des Drag. Sie stürzte in die Tiefe, rammte den Drag mit dem Kopf voraus in den Boden. Ihr passierte nichts. Der Drag kippte hinten über, er war schwer verletzt, aber noch am Leben. Kehliya war noch immer mit seiner Dragofay-Partnerin zugange, sie versuchte sie mit der puren Fülle an Lebensenergie zu erdrücken. Die Drachin wehrte sich heftig, ihre Rüstung schützte sie, doch alles änderte sich, als sie ihren Partner sah. Verzweiflung und Angst legte sich auf ihr Gesicht, sie verfiel in Rage, spie weißes Feuer und schlug um sich. Dann verwandelte sie sich erneut, gleichzeitig schleuderte sie Kehliya einen Lichtstrahl entgegen. Kehliya konnte die Attacke gerade so mit ihrem Mantika Auge abwehren. Die Drachin flüchtete zu ihrem Partner, griff ihn und rannte los. Im nächsten Moment verwandelte sie sich zurück in einen Drachen und flog in Richtung des Djay Kriegers. Ocara konnte den Djay Krieger in der Ferne sehen, er war nur leicht verletzt. Das Schild und seine kunstvolle Rüstung hatten ihn gerettet. Die Drachin gabelte ihn auf und flog mit ihm davon. Kehliya blickte zu Ocara. Ihr kam ein Gedanke:                                                                            

„Ocara, wir müssen zur Kutsche, schnell“! 

„Das müssen wir, spürst du dein Hara, kämpft es“?

„Ja, es ist fast vorbei“!

In dem Moment, wo sie das hörte, preschte Ocara zurück in den Wald, der rote Stern folgte ihr dicht auf. Äste schlugen ihr ins Gesicht, zerschnitten ihre Haut, die Wunden heilten im selben Moment, aber der Schmerz war dar.

Kehliya war dicht hinter ihr, sie wich jedem Hindernis aus, sie war vorsichtiger als Ocara. Ihr Mantika-Auge gab ihr große Macht, schwächte im Gegenzug aber die andern Kräfte, auch ihre Selbstheilungskraft. Obwohl die Kutsche noch so weit entfernt war, konnten die Beiden den Kampf hören. Die Harima, die Ocara noch in weiser Voraussicht von der Kutsche losgeschnallt hatte, kämpfte mit dem Bley Hara zusammen gegen die Angreifer.

 

Die Beiden Omiycrom Kriegerinnen sprinteten das letzte Stück. Kehliya lief um die gepanzerte Kutsche herum. Ocara sprang aufs Dach. Das Hara wehrte sich gegen drei weiße Drachen gleichzeitig, es hatte dabei schon einige Verletzungen abbekommen. Einer seiner drei Köpfe war durch den Lichtstrahl zerfetzt worden, sein linkes Bein war durch einen Schwanzschlag verletzt worden. Kehliya schritt sofort in den Kampf ein, wickelte ihre Peitschen vom Oberkörper, ließ die in den Griffen eingebauten Säurereservoire platzen. Wie ein Derwisch schlug sie auf die Drachen ein. Die Drachenpeitschen trugen ihren Namen nicht umsonst, sie schnitten durch das Fleisch der Stey Drag. Ihre säuregetränkten Zahnklingen rissen tiefe, stark blutende Wunden. Ocara sah die ganze Szenerie mit an, diese Gegner waren keine Dragofay. Leicht wäre es dennoch nicht. Sie sprang zu Boden, ihr Ziel waren die Reiter der Stey Drag, sie standen hinter ihren Drachen und sahen nur zu, wie ihre Gefährten ausgepeitscht wurden. Der erste Drag sah Ocara auf sich zu kommen, er hielt ihr einen Speer entgegen. Er hoffte sie so auf Abstand zu halten, die Hoffnung erfüllte sich nicht. Ocara griff den Speer, brach die Spitze ab, wandte sich am Stab vorbei und stach zu. Die Klinge bohrte sie ihm von unten in den Schädel, sie wirbelt sie wie wild hin und her, und zog sie dann zurück. Ocara drehte sich um die eigene Achse, trieb dem Dragkrieger seinen eigenen Speer in sein kristallenes Herz. Die anderen Drag sahen sie mit starren Augen an, sie hatten offensichtlich nicht damit gerechnet, dass sich eine Omiycrom so schnell bewegen konnte. Alle Drag waren Männer, sie unterschätzten zweifelsohne auch die Kraft und den Mut einer wütenden Omiycrom Frau die ein Kind beschützte.

Der nächste Gegner hatte ein großes Kristallschild; dazu kam die ungewöhnliche Klingenwaffe, eine Mischung aus Axt und Schwert. Ocara gab sich nicht die Zeit für einen langen Kampf, sie packte das Schild, riss es ihm aus der Hand. Er schlug mit seiner Klinge zu. Sie durchtrennte Ocaras Unterarm. Er fiel zu Boden, wenige Augenblicke später war ihr Arm schon wieder nachgewachsen. Ocara warf sich zu Boden, drehte sich erneut, mit dem Schild schlug sie seine Beine zur Seite. Er stürzte und blieb liegen. Ocara sprang auf und stemmte das scharfkantige Schild hoch, sie nutzte es wie ein Fallbeil. Mit spielender Leichtigkeit durchtrennte sie den Hals des Drag. Der letzte Gegner hatte seine Nahkampfwaffen zu Boden geworfen, er zielte jetzt mit einer Armbrust. Der Bolzen löste sich, der Pfeil raste nach vorne und schlug durch Ocaras Schädel. Er schickte sie zu Boden. Sie sprang auf, der Drag konnte sehen wie sich die Kopfwunde schloss, sie fletschte wütend die Zähne.

„Hast du gedacht, man kann eine Omiycrom so leicht töten?

Da hast du falsch gedacht, mein Lieber“!

Sie riss die Armbrust an sich, dann verpasste sie ihm einen gesprungenen Tritt ins Gesicht.

Er stürzte nach hinten. Während er fiel, lud sie die Waffe nach.

Ein Bolzen in den Kopf beendete sein Leben. Ocara hatte exakt die gleiche Stelle getroffen, wie er zuvor bei ihr. Die Drachen waren noch übrig. Kehliya hatte sie schwer verletzt, ihre Säure Peitschen hatten ihnen dutzende Schnitte zugeführt. Ocara hielt Abstand. Die Drachen zu besiegen war Kehliyas Kampf.

Kehliya hatte den Drachen übel zugesetzt, sie schaute hinüber zu den beiden Harima, die Tiere hatten Angst. Kehliya schickte ihnen telepathisch einen, durch das Mantika-Auge verstärkten Gedanken. Sie brannte ihren Willen in den Geist der Tiere. Die Harima griffen an, ihre Angst war wie weggeblasen, sie stürzten sich auf zwei der Drachen, gruben ihre Zähne in die Hälse. Kehliya schloss sich mit ihrem Hara zusammen. Die beiden übernahmen den noch übrigen Drachen. Dar Hara kämpfte mit Gift und seinen schnell vorschießenden Köpfen, Kehliya gebrauchte ihre Peitschen. Die Feinde waren in wenigen Augenblicken tot. Kehliya und Ocara hatten sie besiegt. Die beiden Frauen lehnten sich an die Kutsche. Kehliyas Hara war dabei, sich zu heilen. Die Harima waren ebenfalls verletzt, das siedende Drachenblut hatte ihre Mäuler versengt.

Sie ruhten sich aus, beiden waren sich sicher, dass es noch nicht zu Ende war, es war die Pause vor dem großen Finale. Fürs Erste war der Kampf aber vorbei. Ocara nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, das kalte Nass schmeckte herrlich. Sie gab die Flasche an Kehliya weiter. Die nahm das Angebot an und trank einige Züge. Nachdem sie ihren Durst gelöscht hatte, kippte sie etwas Wasser über ihre Beine und ihr Haar. Die beiden Kriegerinnen lehnten sich zurück, sie verschnauften. Ocaras roter Stern blieb wenige Schritte neben ihr stehen, er schwebte auf der Stelle. Sie hatte ihn erschaffen, um die Macht des Bley Rah in ihr zu erwecken.

Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, das rote Licht schwand, und überlies die Welt der Schwärze der Nacht. Kehliya hielt Wache, während Ocara der kleinen Omiynes einen Besuch abstattete. Das Mädchen saß wie am Tag zuvor zusammen gekauert in der Ecke. Ocara eilte ihr entgegen, drückte sie an ihre Brust, streichelte ihr über den Rücken und sprach ihr neuen Mut zu.

„Ach, wenn nur Kehliya und ich übrig sind können wir dich noch immer beschützten. Wenn wir es nicht schaffen sollten, vergiss nicht, du bist Prinzessin Omiynes. Du bist die Tochter von Flamme und Payldra, du bist unsere Zukunft“!

Kehliya kam langsam in die Kutsche. Sie schenkte dem Mädchen ein gekünsteltes Lächeln. Sie deutete mit einem Kopfnicken nach draußen. Die Worte, die Ocara in diesem Moment am meisten fürchtete, kamen Kehliya über die Lippen.

„Sie kommen“!

Ocara hielt mit Mühe ihre Tränen zurück, sie blieb noch einen Moment ruhig stehen, drückte die Kleine an sich.

„Was auch passiert, vergiss nicht, du bist unsere Zukunft. Halte durch, du bist viel stärker, als du denkst“!

Ocara verließ die Kutsche und schärfte ihren Blick. Die Drachen kamen. Sie wussten, wo die Kutsche stand, schließlich hatten sie die Position nicht gewechselt. Im Grasland hätten sie gar keine Chance gehabt, es gäbe keine Deckung, außerdem waren die Drachen im offenem Gelände im Vorteil. 

Die Drachen waren allesamt riesig, sie erkannte die Drachin wieder, denn sie hatte als einzige zwei Reiter. Sie war nicht der größte Drache, aber der mächtigste der kleinen Gruppe. Alle vier Krieger waren Dragofay.

Kehliyas Augen färbten sich blau, ihr Mantika Auge war fertig für den letzten Kampf. Ocaras Körper war unverändert, ihr Herz schlug noch, sie konnte von der Kampfform nicht in die Phönix-Form wechseln.

„Wie lange brauchst du, um zum Phönix zu werden“!

„Nicht lange“!

„Gut, ich halte sie solange auf“!

„Tu das, Kehliya, gib alles was dein Mantika-Auge hergibt“! Kehliya machte einige Schritte nach vorn, ihr Hara und die beiden Harima stellten sich neben sie. Ocaras Augen wanderten zu dem kleinen roten Stern, ihre Augen wurden leer, ihr Verstand verblasste. Alles, was für sie existierte war das Licht des Sterns. Das Licht füllte ihren Körper wie Wasser ein Gefäß.

Zwei Drachen machten den Anfang, sie teilten sich auf. Kehliya schickte ihnen Wellen aus goldener Lebensenergie entgegen. Sie wichen aus. Die Drachen antworteten mit Lichtstrahlen. Die Harima wurden getroffen, ihre Körper verbrannten. Das Licht war heller als jeder Stern. Kehliya sandte mehr Macht in das Mantika, sie nutzte es um ihre Omiycrom-Kräfte zu fokussieren; sie setzte auf die Telekinese. Zuerst passierte nichts, dann begannen die Skelette der Harima hell zu glühen und zu zittern.

Ihre Knochen wurden zerschnitten, ballten sich zusammen, sie wurden zu unzähligen Kugeln.

Kehliya richtete ihren Blick auf die Dragofay, sie schickte gut die Hälfte ihrer magischen Kraft in das Mantika-Auge. Die Kugeln stiegen auf und schossen davon. Sie rasten auf die Drachen zu. Sie trafen die Flügel. Die Drachen stürzten in die Tiefe, ihre Rüstungen schützten nicht die Haut der Flügel. Kehliya hatte leichtes Spiel. Sie lies den Kugelschwarm drehen und schickte sie zu den beiden gefallenen Drachen. Die Kugeln schlugen mit einer unglaublichen Kraft auf die Rüstungen, die Metalle wurden flüssig, der Kristall splitterte. Die Tiere schrieen unter dem unerbittlichen Dauerfeuer, ihre Drag-Partner waren längst tot. Sie hatten nicht die Masse eines Stey Drag. Die unzähligen superschnellen Geschosse hatten beim ersten Angriff ihr Leben beendet. Sie saßen tot auf dem Rücken ihrer Drachen. Die zahllosen Wunden ließen das Blut der beiden Leviathane fließen. Sie kühlten aus, ihre Bewegungen wurden immer langsamer, je mehr ihre Körpertemperatur fiel, desto fester wurde ihr Blut.  Kehliya rief Lebensenergie herbei, sie umschloss die Drachen, mit goldenen Bändern. Sie konzentrierte sich, gab nochmals die Hälfte ihrer Kraft, die Bänder schnitten durch die Haut der Drachen. Sie waren wie geschmolzenes Metall, das auf Eis tropfte. Die beiden Drachen waren besiegt, aber Kehliya war dafür fast bis an ihre Grenzen gegangen. Es waren nur noch zwei Dragofay übrig. Sie wagten es nicht ihren Kameraden zu helfen. Kehliya versuchte noch einmal, die Kugeln mit der Kombination aus Konzentration und Mantika-Auge auf die Feinde regnen zu lassen. Sie schaffte es nicht. Das leuchtende goldene Symbol in ihrem Mantika Auge wurde blass. Sie wickelte ihre Peitschen los. Ihre Magie war verbraucht. Aufgeben kam für Kehliya nicht in Frage. Kehliya warf einen Blick auf Ocara. Die Phönix-Meisterin starrte noch immer auf den schwarz roten Stern.

Kehliya hatte keine Kraftreserven mehr, sie war aber nicht allein. Ihr Hara konnte sich in der Zwischenzeit heilen, dazu hatte er sich am Blut der getöteten Harima gütlich getan. Die sprang auf den Rücken ihres Haras, das Tier flog dem größeren der beiden Stey Drag entgegen. Kehliya zog ein paar Wurfscheiben, sie hatte sie am Sattel der Haras gelassen, falls es zum Luftkampf käme. Der Drache erwartete sie und schwebte am Himmel wie ein gigantischer Falke. Er hatte sein zweites Flügelpaar nach hinten geklappt, so konnte er es einsetzten, wie die Klauen einer Fangschrecke. Kehliya hatte schon gegen Drachen gekämpft. Sie kannte diese Taktik. Sie wusste, was sie nun zu tun hatte. Sie gab dem Hara ihre Stiefel zu spüren, das Tier wurde schneller, sie begann um den Drachen zu kreisen.

Der Drache versuchte, sie im Auge zu behalten, aber seine Größe machte dies schwierig.

 Kehliya schleuderte eine Wurfscheibe, die Klinge raste auf den Drachen zu. Kurz bevor sie ihn erreichte teile sie sich in mehrere. Der Stey Drag wich nicht aus, er hielt sich für zu groß, als dass diese Klingen ihm etwas anhaben konnten. Der Drache unterschätzte Kehliya. Die Klingenspitzen brachen auf. Lange hauchdünne Schnüre mit Kristallen beschwert, begannen sich zu drehen. Die Augen des Drachen wurden groß. Die Klingen schnitten durch seine riesigen Flügel, er brüllte vor Schmerz. Der Stey Drag konnte sich nur mit Mühe in der Luft halten. Nun kam seine Partnerin zum Zug. Sie schleuderte Speere. Das Hara versuchte auszuweichen, aber jeder einzelne Speer traf. Eine der Kristallspitzen bohrte sich in Kehliyas Schulter. Sie riss sie heraus und warf sie zu Boden, sie spürte wie ihre Arme taub wurden. Kehliya wurde vergiftet. Ihrem Hara ging es noch schlechter. Das Tier wurde immer langsamer. Sie versuchte es anzutreiben, aber es war zu spät. Die Flügelschläge wurden unregelmäßig und schwächer. Das war nicht das Schlimmste, denn der Drache holte zum Gegenschlag aus. Er stürzte sich auf sie, seine gigantischen Klauen kamen immer näher. Kehliya schlug mit den Peitschen zu.

Es war zwecklos, der Drache griff sich das sterbende Hara und klemmte die vergiftete Kehliya zwischen seinen Klauen ein. Sie schrie ihren Schmerz und ihre Wut heraus. Niemand hörte sie. Der Drache drückte zu, dann warf er sie in die Tiefe. Kehliya wurde ohnmächtig, sie überholte ihr Hara durch eine ungünstige Drehung. Sie schlug in den Boden und öffnete die Augen. Sie sah nur noch den zerfetzten Körper ihres Haras auf sie zu- kommen. Sie konnte nichts mehr tun und fügte sich in ihr Schicksal. Das Tier überrollte sie, zermalmte ihre Knochen und blieb auf ihr liegen. Kehliyas Kampf war vorbei, sie hatte ehrenvoll gekämpft und ein Ende gefunden, das einer Omiycrom würdig war.

Ocara spürte wie der Boden bebte, sie riss sich von dem Stern los, ihre Augen richteten sich augenblicklich auf die Kutsche. Diese war verschwunden. Ocara suchte den Himmel ab. Nicht weit entfernt entdeckte sie die Drachen. Der kleinere hielt die Kutsche in den Klauen. Ocaras Augen verwandelten sich. Sie wurden vollständig blau, ihr Körper wuchs. Ihre Kleidung riss auseinander, platzte ab. Ihre Gestalt veränderte sich. Rote Flammen loderten über ihren gesamten Körper. Das Feuer wurde immer größer, die Spitzen der Flammen wurden zu roten und schwarzen Federn. Das Feuer brach zusammen, der Blut- Phönix war geboren.

Der riesige Vogel heftete sich an die Versen der Drachen, denn er war schnell für seine Größe. Jeder einzige Flügelschlag verringerte die Entfernung zu den Drachen. Durch die allsehenden Augen konnte der Phönix sehen, wie die Drachen panische Blicke nach hinten warfen. Sie kannten die Legenden der unbesiegbaren Blut-Phönixe und wollten sie nicht auf ihre Wahrheit hin überprüfen.

Der Phönix der einst Ocara gewesen war holte die Drachen ein. Er packte den Schwanz des Männchens. Der Phönix riss den Drachen nach hinten, der Leviatan schlug Schwanz, Klauen und Flügel in den Körper des Phönix. Es blieb ohne Wirkung, die Wunden heilten. Der Drache schöpfte Atem. In den nächsten Moment schickte er eine Wolke aus Licht dem Phönix entgegen, seine Flamme brannte sich durch einen Flügel des Blut-Phönix. Der Drache kam frei, mehr erreichte er nicht. Die Wunden waren sofort geschlossen. Der Phönix machte eine weitere Verwandlung durch. Die Feuer die ihn umhüllten spalteten sich ab, rote und schwarze Flammen begannen über ihm zu schweben. Der Phönix zeigte seinen Gegnern die wahre Macht vom Omene Mi Kay Omeriaa. Der Drache wich zurück, er wollte fliehen. Das Omeriaa Feuer verfolgte ihn. Er kam nicht weit. Der Drache und seine Reiterin wurden vom Omeriaa Feuer verschlungen.

Der Phönix richtete seine Augen auf den letzten Drachen, der die Kutsche mit der Kleinen Omiynes in seinen Krallen hielt. Die Kräfte des Phönix wurden schwächer, seine Macht ging zu neige. Mit seinen letzten schnellen Flügelschlägen schloss der Phönix zu der Drachin auf. Gleißend helle Lichtpfeile hagelten auf den Blut-Phönix nieder, doch sie hatten keine Wirkung, trotz der Kraft, die der Djay Prinz in seine Attacken legte. Die Drachin selbst und ihr Partner drehten sich nicht um. Sie kannten die einzige Schwäche des Phönix: Seine Verwandlung würde nicht mehr lange anhalten.

Der Phönix spürte wie seine Kräfte schwanden, er musste die Jagd zu Ende bringen, das schaffte er nur mit Omeriaa. Die Flammen auf seinem Körper stiegen erneut empor, doch diesmal war das Omeriaa anders. Die roten Flammen wanderten nach unten, die schwarzen nach oben. Er schuf eine riesige bogenförmige Klinge, das Phönix-Schwert der Omiycrom. Der Blick des Djay wurde leer, aus den alten Legenden wusste er was ein Blut-Phönix, ein Bley Rah anrichten konnte. Die Drachin beschleunigte ihren Flug noch einmal.

Die Kraft des Phönix war fast erschöpft. Das Phönix-Schwert schoss davon, es verfolgte die Drachin. Die Flamme war schnell, sie machte ein extrem lautes Geräusch, während sie durch die Luft schnitt. Die Drachin flog einige Manöver, die Flamme tat es ihr gleich. Niemand kann dem Phönix-Schwert entkommen, solange der Phönix lebt, der es erschaffen hatte. Die Drachin gab alles. Sie beschleunigte sogar ihren Flug mit Magie, es half nichts, sie spürte ihr Ende und das ihres Partners kommen. Der Phönix wurde schwächer, sein Körper schrumpfte, sein Feuer war am erlöschen. Auch das Phönix-Schwert wurde kleiner. Der flammende Vogel stürzte in die Tiefe, das Grasland kam unaufhaltsam auf ihn zu.

Er wurde wieder zu Ocara; die Omiycrom Frau erwachte. Sie öffnete ihre Augen und sah noch wie die Reste des Phönix- Feuers erloschen. Sie schlug auf den Boden auf, sie war unverletzt. Ocara versuchte sich aufzusetzen, aber ihre Kräfte waren allesamt aufgebraucht.

Ich ruhe mich kurz aus, danach rette ich dich, Kleine, nur einen Moment dann…

Ocaras Gedanken verschwanden, sie gab sich der Erschöpfung hin. Sie war besiegt worden, genau so wie Kehliya. Beide hatten es nicht geschafft, den Auftrag zu erfüllen und die kleine Prinzessin Omiynes zu beschützen.

Die Omeriaa Flamme war am verschwinden, sie wurde immer kleiner. Der Phönix, der sie geschaffen hatte, existierte nicht mehr. Sie erreichte ihr Ziel: Aus dem riesigen Feuerbogen war eine handgroße flammende Kugel geworden. Sie schlug in das Bein der Drachin, zerschnitt ihre Rüstung, Haut und Muskeln. Sie schrie und ihr Blut spritzte in die Tiefe, es zog einen Pfad aus Kristall über den Boden. Es war eine Spur, die ewig halten würde. Ihr Partner versuchte sie zu beruhigen. Die Wunde war tief, aber nichts im Vergleich zu dem, was dem anderen Dragofay passiert war.

„Wir müssen zurück nach Djay Azul, Antrassa wurde schwer verletzt, ohne sie schaffen wir es nie hier weg!“

„Klar, flieg nach Hause zurück. Wir haben den Auftrag erfüllt“!

Die Drachin taumelte im Flug, sie wusste, dass sie es schaffen musste. Ihre Wunden schlossen sich, aber das Omeriaa würde etwas ganz Besonderes schaffen, was bei den meisten Drachen fast unmöglich war. Omeriaas magisches Feuer würde eine Narbe zurück lassen. Die Drachin flog nach oben, sie steuerte auf einen großen Luftstrom zu, einem Höhenwind der sie viel schneller machen würde. Mit dem Drachenwind als Hilfe würde sie nur Tage und nicht Wochen brauchen, um ihre Heimat zu erreichen. Der Wind führte sie über ihre Heimat, sie alle würden viel Kraft und Vorräte sparen. Sie tauchte in den Strom ein, ihr Körper wurde durchgeschüttelt, die Luft wirbelte um sie herum, ihre Reiter duckten sich, die Kutsche hielt sie fest in ihren Klauen. Durch den Strom würde sie es schaffen, nach Hause zu kommen.

Dort konnten ihre Wunden von den andern Azul Stey Drag versorgt werden. Der Auftrag war erfüllt; sie hatten das Kind, es würde in Djay Azul sein Ende finden, damit es keine neue Allianz geben würde, wie die von Payldra damals. Das Volk der Djay und der Azul Drag könnten weiter in Frieden leben.

 

Einige Tage später

Der Thronsaal war tief unter der Erde, so wie alle wichtigen Bauten der Omiycrom. Er war dunkel, alle Möbel, selbst der Thron der Omiycrom war aus geschwärztem Knochen. Wer den Saal betrat sollte wissen, was ihn als Verräter oder als Feind der Omiycrom erwartete.

„Großer Arkay Omiycrom die Djay…

Sie haben das Kind von…erwischt“!

„Das können wir nicht mehr ändern, einen Krieg gegen die Djay können wir Omiycrom nicht führen. Wenn sich die Djay mit den Sah Aht und den Win Fey zusammen schließen haben wir keine Chance mehr“!                                                  

„Aber sie haben das Kind von…“!

„Ja, das weiß ich, das ist es ja, das Kind ist viel mächtiger, als wir alle. Sie werden es nicht töten können, egal wie oft und wie lange sie es versuchen“!

„Aber dann müssen wir unbedingt…“!

„Müssen wir nicht, sie kommt frei und mit ihr beginnt es“!

„Was beginnt großer Omiycrom“?

„Das werdet ihr alle schon noch zu sehen bekommen. Geh lass mich allein“!

„Eins noch, großer Omiycrom, wir haben Kehliya und Ocara gefunden, sie leben gerade noch so.

Sie haben versagt, aber zuvor gaben die Beiden Alles.

Es würde Monate dauern bis sie wieder fit sind. Besonders bei Ocara wird es dauern, bei ihr sind alle Kräfte aufgebraucht. Kehliyas Wunden sind bereits geheilt. Durch ihr Mantika-Auge sind die Heilkräfte schwächer, aber sie wird bald erwachen. Die Hara Reiter haben sie gefunden, alle andern, selbst die Raptora sind tot“!

„Ich hoffe auf die beiden Kriegerinnen, es ist gut zu hören, dass sie noch bei uns sind. Nun geh, verstanden“!                                                                    

„Ja mein Gebieter“!

Omiycrom war der Urvater der Omiycrom, nicht umsonst trugen all seine Kinder seinen Namen. Er trug einen ledernen Mantel, der mit verschiedensten Knochenornamenten dekoriert war. Sein Haar war rot schwarz. Seine Augen waren der Inbegriff der Omiycrom Augen, sie loderten wie schwarze Feuer auf rotem Grund. Der Vater der Omiycrom wurde wütend, er dachte an das was mit dem Kind passieren würde. Seine Augen wurden blau, seine Iris färbte sich weiß. Sie spaltete sich auf und teilte sich so lange bis er neunundvierzig Ringe in seinen Augen hatte. Mit ihnen konnte er die Lebensenergie kontrollieren und jede einzelne Bewegung des Gegners voraus sehen.

„So beginnt es also.

Ich werde dir helfen, wenn du zu uns zurück kommst. Meine Macht soll deine sein. Omiynes, du wirst die Großkönigin der Omiycrom, unsere Zukunft gehört dir“!